Gestern fiel in Bayern der Startschuss für die Verhandlungen am „Runden Tisch“ zum Volksbegehren Artenvielfalt – die Wälder spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die Agrarflächen, denn hier sind die Insektenwelt (Käfer, Waldschmetterlinge und unzählige heimliche Arten) und ihre Nutznießer wie Vögel und Fledermäuse durch die Art der Forstwirtschaft extrem bedroht.
Das immer gleiche Argument der angeblichen Notwendigkeit der „Verjüngung des Waldes“ dient landauf, landab den Staatsforsten als Legitimation, alte Wälder zu zerstören und im Schirmschlag die alten Bäume zwecks Vermarktung herauszuholen. Es fehlen uns Bürgern die sichtbaren Vergleiche – wir wissen gar nicht mehr, wie alte Wälder wirklich aussehen! Aber es bedarf keiner wissenschaftlichen Bildung um zu erkennen, dass die Staatswälder jung geschlagen werden, obwohl das Bundesverfassungsgericht den Vorrang der ökologischen Bedeutung des Staatswaldes vor Marktinteressen bestimmt hat! Ein wirklich alter Baum, das wahre Symbol der Artenvielfalt, ist mittlerweile eine Rarität!
Der Botanische Verein zu Hamburg e.V. meldet sich mit einem wichtigen Vergleich im Umgang mit den Wäldern im Norden Deutschlands zu Wort!
Liebe Waldfreunde!
Ihre Initiative für ein besseres Bundeswaldgesetz finden wir großartig und unterstützen sie gerne. Da in Hamburg die Waldbewirtschaftung deutlich extensiver geworden ist, ist der Kontrast zu dem, was in den benachbarten Bundesländern passiert, unübersehbar. Hamburg hat seine Wälder unter das Primat „Daseinsvorsorge für die Großstädter“ gestellt und sieht die wirtschaftliche Nutzung als Nebeneffekt.
Die Hamburger Wirtschaftsbehörde, zu der die Relikte der Landesforstverwaltung gehören (unter einem konservativen Senat hat man sie aus der Umweltbehörde entfernt und dann reduziert, die Revierförster, kleine Könige in ihrem Revier, sind aber Hamburgs Bezirksverwaltungen untergeordnet) steht jedoch einer den Naturschutz stärker berücksichtigenden Novellierung des Hamburgischen Landeswaldgesetzes im Wege und findet Unterstützung im Wirtschaftsflügel der SPD- und bei den Jägern, die von der Umweltbehörde wenig wissen wollen.
Die SPD hat uns vor Jahren versprochen, Änderungen vorzunehmen, aber bei Versprechen kann man sich ja auch versprechen. Der größte Teil von Hamburgs Wäldern liegt heute in FFH- und Naturschutzgebieten. Für die ist wiederum die Umweltbehörde zuständig. Insofern liegen die Dinge in unserem Stadtstaat etwas anders als in den Flächenländern.
Als Mitglied im Landesnaturschutzverband Schleswig-Holstein haben wir aber von dort ganz andere Erfahrungen. So wurde in Eschenwäldern mit schwerem Gerät gehaust ohne Rücksicht auf diese schützenswerte Waldgesellschaft. Der Schleswig-Holsteinische Landesbetrieb Forsten ist bisher auf Gewinn ausgerichtet worden. Eine neue Ausrichtung der Ziele des Bundes- und Landeswaldgesetze halten wir für dringend erforderlich!
Horst Bertram
2. Vorsitzender
Botanischer Verein zu Hamburg e.V.
Verein für Pflanzenkunde, Naturschutz und Landschaftspflege
www.botanischerverein.de/aktuelles/pressemeldungen/eine-umweltbehoerde-ohne-wald