Aus Rheinland-Pfalz: Im Nationalpark Naturschutz mit der Kettensäge

Ein erschreckender Bürger-Beitrag zum Thema "Wandern im Nationalpark Hunsrück-Hochwald"!

 

"In jeder Blickachse die bewaldeten Hügel und Berge des Hunsrücks" - so verspricht es die Homepage der Traumschleifen im Nationalpark. Tiefe Wälder und dichter Bewuchs, so stellt es der Name der Rundwanderung in Aussicht: Rockenburger Urwaldpfad.

 

Bei Beuren geht es dann los, kurz hinter Beuren laufen wir zum ersten Mal durch von schwerem Gerät zerfurchte Wege. Der lichte Buchenwald ernüchtert bereits auf den ersten Metern, nach gut einem Kilometer ist dann erst einmal Suchen angesagt, denn der am Wegesrand liegende Wegweiser zeigt in den Himmel, nicht in die Richtung der Wanderwege.

Nach dem schönen Abstieg ins Drohntal laufen wir erneut auf breiten Wegen, die Baumstümpfe am Wegrand deuten an, was einmal ein idyllischer Wanderweg gewesen sein könnte, nun ist er geschottert und auf Harvester-Breite gesägt. Alle zehn Meter ist die Böschung perforiert, die Rückschneiße zieht sich durch den Wald bis zum Gipfel des Hangs.

Beim Aufstieg auf einem der sehr seltenen verbliebenen Pfade können wir knapp 50% angezeichnete Bäume genießen, die mit neon-pink und neon-gelb bereits vermuten lassen, welches Schicksal auch ihnen bevorsteht.

Wir erreichen dann das Naturdenkmal "Prosterather Wacken", ein Quarzfels, welcher im Gegensatz zu den Fotos im Internet keinerlei umgebende Bäume, Sträucher oder Hecken mehr vorweist, sondern hinter plattgewalzten Gräsern, tiefen Reifenspuren und in den Boden geschlagenen Farbmarkierungen einen gänzlich tristen Anblick bietet.

 

Leider ist dieser Wanderbericht kein Einzelfall, wir wandern seit 2 Jahren im Nationalpark und müssen mit tiefer Bestürzung feststellen, dass im letzten Jahr ansteigend zerstörte Wege zur Tagesordnung gehören.

 

Was dies in einem - vermutlich durch Steuergelder subventionierten - Nationalpark zu suchen hat, ist eine dringliche Frage. Ebenso wie die nach den Verantwortlichen und den Möglichkeiten, diesen Vergehen Einhalt zu bieten.

Rettet die Wälder - Patrick und Sarah Fuchs

 

Was passiert hier im Nationalpark Hunsrück-Hochwald?

Ein Beitrag von Klaus Borger

 

Naturferne Situationen durch schonende Formen einer Renaturierung mittel- bis langfristig zu beheben sind sicher ein ehrenswerter Ansatz - auch in einem Nationalpark. Doch was in Deutschlands jüngstem Nationalpark Hunsrück-Hochwald gemacht wurde ist härter als das, was völlig zu Recht in der "normalen" Forstwirtschaft kritisiert wird. 

 

Hintergrund: Bei der Moorrenaturierung (im Hunsrück-Hochwald gab es nie Moore im Sinne des Begriffs) treffen zwei Schulen aufeinander:

 

- eine, die den konservierenden und gestaltenden Naturschutz vertritt (Man-made-Nature). Die Aktivisten im Nationalpark-Hunsrück-Hochwald wollen Moore "bauen", wo ursprünglich keine waren.

 

- die andere,  die den dynamischen Ansatz (Natur kann es besser) verfolgt. Dieser Richtung folgen Naturschützer, die nur sehr behutsam (wenn überhaupt) in die Natur eingreifen wollen und sich mit kleinstflächigen Maßnahmen (z.B.  Verschließen ehemaliger Drainagen) begnügen. Dem Ziel eines Nationalparks, Natur Natur sein zu lassen, entspricht dieser Ansatz eher.

 

Am stärksten wahrgenommen wurden die Großkahlschläge im Thranenbruch (wie im Bild) – um ein Vielfaches größer wie ursprünglich angekündigt.

 

Er bietet einen in einem Nationalpark kaum erträglichen Anblick und steht im krassen Widerspruch zu der eingangs aufgezeigten Eigenwerbung des Nationalparks. Solche Großkahlschläge stehen auch im krassen Widerspruch zu landesgesetzlichen Regelungen (Landeswaldgesetz-Kahlschlagverbot).

 

Wahrscheinlich werden wir uns auf lange Zeit damit abfinden müssen. Hier waren die Aktivisten der erwähnten ersten Schule tätig, die „Moore“ "bauen" wollen, wo ursprünglich keine waren.