Wir brauchen eine Waldwende jetzt - wir haben etwas gut zu machen! Teil 4

Einschlag im FFH-Gebiet Tautenburger Forst
Einschlag im FFH-Gebiet Tautenburger Forst

Wenn wir die Forstwirtschaft in Deutschland kritisieren, dann sprechen wir zugleich den Konflikt an, in dem Förster und Forstpersonal aufgrund der Bewirtschaftungsvorgaben durch die übergeordneten Forstverwaltungen und das Ministerium stehen. Denn wenn eine hochtechnisierte Forstwirtschaft während der Brutzeiten oder bei ungeeigneter Witterung sogar in Naturschutz- und FFH-Gebiete einfahren muss, um die geforderten Holzmengen zu liefern, wenn Kahlschläge erfolgen und Gift in Monokulturen standortfremder Baumarten eingesetzt wird, dann sind nicht selten auch Forstbeschäftigte in einem Dilemma.

 

Volker Ziesling, Diplom-Forstwirt, thematisiert diesen Konflikt in der forstlichen Tätigkeit in unserem 4. Teil zum Thema „Wir brauchen eine Waldwende jetzt“ :

 

Wie stellt sich das forstliche Krisenmanagement dar?

 

Ohne Frage geht es nicht nur dem Wald schlecht, sondern auch dem forstlichen Management. Viele Kolleg*innen tragen Bewirtschaftungsdekrete nur zähneknirschend mit. In den traditionell hierarchischen Forstorganisationen ist Widerstand in der Regel zwecklos.

 

In Krisensituationen, die zwischenzeitlich nicht mehr Ausnahme, sondern zum Regelfall geworden sind, werden forstliche Standards regelmäßig über Bord geworfen. In der Borkenkäferkalamität, die 2018 ihren Ausgangspunkt nahm, sich im laufenden Jahr verschärfen wird und noch mindestens drei weitere Jahre anhält, scheint es erlaubt und aus Sicht der Betriebsleitungen geradezu erwünscht zu sein, forstliche Standards sehr weitgehend auszulegen. Trotz eines prinzipiellen Verbots des Pestizideinsatzes werden in allen Waldbesitzarten tonnenweise Insektizide eingesetzt.

 

Mit allen Mitteln wird Käferholz aus den Beständen geholt, um dieses zu Schleuderpreisen auf einen völlig überforderten Holzmarkt zu werfen. Befallenes Kronenmaterial wird mit Mobilhackern zerkleinert und Nährstoffe aus dem System entnommen, um dieses für eine thermische Verwertung zu verkaufen. Holz wird quer durch Europa auf LKWs transportiert, ebenso die notwendigen Großmaschinen. Nach einer CO2- Bilanz dieser Art des Krisenmanagements wird nicht einmal gefragt.

 

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Klare Worte zu Fehlern in der aktutellen Forstwirtschaft spricht ebenfalls Förster Peter Wohlleben in nachfolgender Videobotschaft:

 

www.facebook.com/PeterWohlleben.Autor/videos/1873450966090493

 

Da die sogenannte "Multifunktionale Forstwirtschaft" eindeutig zu Lasten der Wälder geht und Forstbedienstete sich dem Diktat der forstbehördlichen Vorgaben beugen müssen, werden wir mit unserer Petition bis auf weiteres Druck auf die politischen Entscheider ausüben. Wir unterstützen ausdrücklich alle Förster, die sich für den ökologisch ambitionierten und vorbildlichen Schutz und den am Gemeinwohl orientierten Erhalt unserer Wälder einsetzen.