Erhalt des Leipziger Auwalds - Anerkannte Fachleute Ibisch, Weber und Michel unterstützen Bürgerproteste!

Der umstrittene Forstwirtschaftsplan der Abt. Stadtforsten der Stadt Leipzig steht am 11. Dezember zur Entscheidung.

 

Der Leipziger Auwald mit seinen mitteleuropäisch bedeutsamen Hartholzauwaldbeständen ist in den letzten Wochen und Monaten noch stärker in den Fokus der Bürger und damit der BundesBürgerInitiative Waldschutz gerückt. Durch die angestrebten forstwirtschaftlichen Methoden, die nach Meinung vieler anerkannter Fachleute mit dem hohen Schutzstatus des Auensystems nicht vereinbar sind, würden wertvolle Waldökosysteme akut bedroht.

 

 So sollen angeblich mit dem Ziel der Eichenverjüngung sog. Femellöcher (Kleinkahlschläge) in den europäisch geschützten Wald-Lebensraum geschlagen werden. Inmitten des Naturschutzgebietes der Burgaue würden im Rahmen der geplanten Maßnahmen besonders wertvolle Altholzbestände durch eine sog. Mittelwaldumwandlung irreversibel zerstört.

 

Diese Gefährdungen haben auch den renommierten Waldökologen Herrn Professor Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und den (bis vor kurzem) langjährigen waldpolitischen Sprecher des BUND Niedersachsen und Eichenexperten Karl-Friedrich Weber sowie den Dipl. Biologen und Gutachtet für Naturschutz Stefan Michal veranlasst, sich zu den Methoden der Femelwirtschaft und Mittelwaldumwandlung im Leipziger Auwald und der Beurteilung der Maßnahme insgesamt zu äußern.

 

 Am 11. Dezemer 2019 soll der aktuelle Forstwirtschaftsplan 2019 der Abteilung Stadtforsten der Stadt Leipzig in der Stadtratssitzung beschlossen werden. Durch diesen Forstwirtschaftsplan sollen alleine im europäischen FFH-Gebiet "Leipziger Auensystem" die Entnahme von ca. 6.500 Kubikmetern (Festmetern) Holz durch Femelschläge, Altdurchforstungen, Sanitärhiebe und die Umwandlung einer weiteren Teilfläche im NSG Burgaue zu Mittelwald legitimiert werden (Jungdurchforstungen u. ä. sowie Eingriffe außerhalb des FFH-Gebietes nicht mitgezählt).

 

Wir hoffen, dass die hier zum Download stehenden "Bemerkungen zur Femelwirtschaft und Mittelwaldumwandung im Leipziger Auwald als praktizierte Methoden zur Eichenverjüngung" der Fachleute Ibsich und Weber sowie die Stellungnahme des Dipl.Biologen Stefan Michel für die Stadträt*innen hilfreich sein können, eine in Zeiten von Klimawandel und Waldsterbens 2.0 vorrangig waldschützende und walderhaltende Entscheidung zu treffen.

 

 

 

"Bemerkungen zur Femelwirtschaft und Mittelwaldumwandung im Leipziger Auwald

als praktizierte Methoden zur Eichenverjüngung

Von Prof. Dr. Pierre Ibisch und Dipl. Forst-Ing. Karl-Friedrich Weber

 

 Zitat:

 

"Angesichts der aktuellen Forschungen zu Waldökologie und insbesondere angesichts des fortschreitenden Klimawandels raten die hier Unterzeichnenden von einer Fortsetzung der Femelbewirtschaftung dringend ab... Bei einer Neuausrichtung der Forstwirtschaft wird empfohlen, systemische Ansätze zu verfolgen, die versuchen, dem komplexen und unbestimmten Charakter von Waldökosystemen gerecht zu werden, stärker auf Selbstregulation zu setzen und insgesamt weniger intensiv einzugreifen. (...)

 

Angesichts des Klimawandels muss aus waldökologischer Sicht auf einen möglichst geschlossenen Wald fokussiert werden. Die kühlende Wirkung geschlossener Wäldern stellt eine der vielleicht wichtigsten Eigenschaften dar. Aktuell ist auch im Leipziger Auwald vielerorts (v.a. durch das Eschentriebsterben und die Rußrindenkrankheit) eine stärkere Auflichtung der Kronenräume zu beobachten; ein Trend, der sich womöglich noch deutlich verstärken wird. Ein künstliches Aufreißen der Kronenräume wird aller Voraussicht nach die Klimawandelvulnerabilität erhöhen. (...)

 

Zur speziellen Thematik der Eiche wird auf Folgendes hingewiesen: Eine künstliche Unterbrechung des Kronenschlusses durch Nutzungseingriffe oder zur Erzielung großer Kronen und die Verkürzung des Waldzyklus auf die Hälfte seiner natürlichen Dauer sind schwerwiegende Eingriffe in das System mit negativen Auswirkungen, die mit natürlichen Störungen nicht vergleichbar sind (K.-F. Weber 2014)."

 

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Bemerkungen zur Femelwirtschaft - Auwald
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Schriftliche Stellungnahme des Dipl.-Biologen Stefan Michel zur Begründung des Forstwirtschaftsplans durch den umweltpolitischen Sprecher Michael Neuhaus:

 

Zitat:

 

"...die vorgesehenen forstlichen Eingriffe jeglicher Art, aber insbesondere Durchforstungen in Altbeständen, einschließlich der Entnahme von Alteichen, Alt- und Totholz verschiedener Arten, die geplanten Einschlagsmengen und die unvermeidlichen Sekundärschäden an Boden und Vegetation durch Forstmaschinen stehen im massiven Widerspruch zu den von Ihnen genannten Notwendigkeiten der Biodiversitätserhaltung, internationalen Vereinbarungen und nationalen Gesetzen und Regularien.(...)

 

Die Frage, „warum die Stadt überhaupt solch teure Eingriffe vornehmen sollte, wenn sie denn wirklich so sinnlos sein sollten“, stellt sich tatsächlich. Die Antwort sollten Sie besser kennen als ich. Generell lässt sich feststellen, dass beim Ausgeben öffentlicher Gelder – die Entscheidungsträger bezahlen ja nicht aus ihrer Privattasche, sondern mit Steuermitteln – die Sinnhaftigkeit für die Allgemeinheit nicht immer gegeben ist. Und Geld verschwindet ja bekanntlich nicht, wenn es für Maßnahmen ausgegeben wird, sprich davon profitieren diejenigen, deren Leistungen und Güter bezahlt werden, auch wenn der öffentliche Nutzen fehlt, oder sogar Schaden verursacht wird. Diese Situation ist hier klar gegeben. Und nicht zuletzt ist es für viele Forstwirte noch immer eine Frage des Selbstverständnisses, natürliche Walddynamik nicht zuzulassen, sondern oft sinnlose und schädliche Eingriffe vorzunehmen und sich diese von der Gesellschaft bezahlen zu lassen. Da wird fachlicher Widerspruch schnell als Angriff auf die „Försterehre“ wahrgenommen und mit allen Mitteln abgewehrt

(...)

Die geplanten Maßnahmen widersprechen dem Naturschutz und sind eine Verschwendung von öffentlichen Mitteln zum Schaden der Allgemeinheit und gegen den Willen einer parteiunabhängigen Bürgerbewegung.

 

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Stefan Michel Dipl.-Biologe, Freiberuflicher Gutachter für Naturschutz
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