Von qualmenden Baumstümpfen in Sibirien über die Brände in Kalifornien, dem „Dauerbrenner Brasilien“ bis hin zum deutschen Wald, dessen Befinden gemäß Waldzustandsbericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft noch nie so kritisch war wie 2019 – die Nachrichten über den „Patient Wald“ reißen nicht ab. Ebenso die Appelle, zugunsten des Klimaschutzes jeglichen Wald zu schützen und aufzuforsten.
Trotzdem wurden im oberbayerischen Naturschutzgebiet „Oberstimmer Schacht“ südlich von Ingolstadt auf behördliche Anordnung rund 550 Laubbäume gefällt, um mehr Offenlandfläche zu schaffen: Waldzerstörung im Namen des Naturschutzes.
Eine Gruppe aus Anliegern, Baumschützern und Fridays-for-future hat sich erfolgreich dagegen gewehrt, dass im Herbst weitere Hunderte Bäume zugunsten von Brachland fallen. Doch können sie sich auf mündliche Zusagen des Landrats verlassen, dass „nur noch einzelne Bäume“ wegkommen? Wir verfolgen die weitere Entwicklung mit.
Im Januar 2020 waren 548 große Laubbäume aus einem nie forstlich genutzten Waldgebiet gefällt worden, darunter 38 massive Eichen mit Durchmessern bis über einen Meter. Die kahlen Flächen sollten als nächstes über 10-20 m breite, künftig baumlose Trassen miteinander verbunden werden, Tümpelufer gerodet und eine Bahnlinie sogar noch auf ihrer windabgewandten Seite von angeblich sicherheitsgefährdendem Bewuchs befreit.
Dass überhaupt noch Bäume übrig bleiben, sahen die Befürworter der Rodungen schon als Kompromiss, habe es doch auf dem ehemaligen Kiesabbaugebiet vor 150 Jahren nur eine nackte Brache gegeben, aus der sich das Biotop entwickelte. Doch dieses sei von der „Gehölzexplosion“ bedroht, wie Agnes Wagner von der Oberen Naturschutzbehörde das nachwachsende Grün öffentlich bezeichnete. Dass der natürlich entstandene Laubmischwald inzwischen selbst Biotopstrukturen aufweist, aus einer Vielfalt von 30 Gehölzarten besteht und sogar zwei Rote-Liste-Baumarten beherbergt, Feldulme und Schwarzpappel, wird von den amtlichen Naturschützern ihren Natura-2000- und FFH-Zielen für das Gebiet untergeordnet.
Im Frühjahr hatten sich sowohl unter den Anliegern als auch im weiteren Umfeld Proteste erhoben, es entstanden zwei
Bürgerinitiativen und das Thema war wochenlang in den lokalen Medien. Eine Petition erbrachte 665 Unterstützerunterschriften zum Baumerhalt – die BBIWS unterstützte seinerzeit die Online-Aktion.
Man studierte den zugrundeliegenden sogenannten Managementplan, schrieb Stellungnahmen und entwickelte schließlich in einer Online-Aktion sogar 34 Vorschläge, um Offenland und Wald unter einen
Hut zu bringen. Doch einzig der neu gewählte Landrat Albert Gürtner (FW) schenkt den Bürgerinnen und Bürgern bislang Gehör und kündigte bei einer Veranstaltung am 29.09. im Gegensatz zu den
unnachgiebigen Naturschutzbehörden künftig nur noch Entnahmen einzelner Bäume an – maximal 15 im westlichen Teil, an den Tümpeln soll gar nichts weggkommen und nochmal maximal 15 auf der
östlichen Seite, windabgewandt, falls für die Verkehrssicherheit am Gleis nötig.
Pfaffenhofen an der Ilm steht mit seinem Waldanteil unter 25% an Platz 60 von 71 bayerischen Landkreisen, gehört also zu den waldärmsten Gegenden Bayerns. Ackerland beherrscht das Bild, vor allem
mit Mais und Hopfen.
Warum der wenige Wald weichen muß und nicht andernorts geeignete Offenlandflächen ausgewiesen werden? In den beratenden Gremien des lokalen Naturschutzes, die den Rodungsplänen 2017 zustimmten, sind ausschließlich Artenschützer im Bereich Fauna vertreten, kein einziger befasst sich mit Baum- oder Klimaschutz. Und der mit schwerem Gerät auf empfindlichen Böden (Radfahrverbot!) durchgeführte Kahlschlag wurde von einem Förster a.D. angeordnet, der selbst dem Naturschutzbeirat vorsitzt und den Auftrag gegen Holzwert vergab – ein Blankoscheck für die Holzfäller. Biotopbäume wurden erst gar nicht markiert. Es überlebte nur einer die Maßnahme und das nur, weil er zu kompliziert zu fällen war.
Die „Interessensliste Zukunft Oberstimmer Schacht“ wendet sich aktuell an bundesweit tätige Waldschutzorganisationen, um nationale Aufmerksamkeit für das lokale Problem zu erhalten. Man will sinnlose Fällungen mit Blick auf den Klimawandel und dringend notwendige, nachhaltige Baumpflege verhindern und den erreichten Fortschritt absichern, bevor sich die Ämter neu besinnen und spätestens mit der Kommunalwahl 2026 der Kampf um die Bäume von Neuem beginnt.
Das übergeordnete Ziel lautet: „Keine Bäume
fällen im Namen des Naturschutzes - für einen Erhalt des
Pionier-Urwaldes.“
Kontakt vor Ort:
Annette Hartmann, Tel. 08452 – 32 15 875 Mobil: 0170 – 5451 374 ah@baumstark.eu