Über den Wäldern in Deutschland braut sich nach 3 Dürrejahren massives Unheil zusammen. Doch schon viel länger weisen Wissenschaftler und andersdenkende Förster auf den rüden Umgang mit unseren Wäldern hin, die die Folgen des Klimawandels verstärken. Natürlich wollen Menschen Holz nutzen. Aber das kann nicht der Grund für eine rigorose Industrialisierung der Bewirtschaftung sein, die auf Schwermaschinen setzt und vor allem den Holzertrag im Auge hat.
Auch die Bewirtschaftung von Naturschutz- und FFH Gebieten ohne die nötige Fachkenntnis, wenn es um den Schutz von Pflanzengesellschaften und die daran gebundenen geschützten Tier- und Insektenarten geht, lässt massive Zweifel aufkommen, ob Forstwirtschaft überhaupt jemals in der Lage war, unter Wirtschafts- und Erlösdruck dem "multifunktionalen" Wald gerecht zu werden. Vielmehr scheint Forstwirtschaft in vielerlei Hinsicht den Wald so zu belasten, dass er an den Folgen des Klimawandels noch schneller stirbt. Vom Artenverlust durch die reguläre Ausholzung alter Laubwälder, so dass flächig vor allem junge Bestände ohne die nötigen Habitate in Totholz und Baumhöhlen übrig bleiben, ganz zu schweigen.
Im November ging daher ein Brandbrief an die Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, dem weitere folgen sollen. Alle am politischen Waldgeschehen Beteiligte (MdL, umweltpolitische Sprecher und Fraktionsvorsitzende) haben den Brief gleichen Wortlauts erhalten. Inhaltlich geht es im Detail um die in den Waldgremien gerne ausgesparte Beschreibung und Forderung ganz konkreter Maßnahmen für den Staatswald, die anders als emotionale Appelle an die Bürger zu Pflanzaktionen eine echte "Waldwende" bewirken könnten und in den Dateidownloads weiter unten ausführlich nachgelesen werden können. Schwerpunkte sind
- die Änderung der Landeswaldgesetze
- die Änderung der Förderrichtlinien
- die Umsetzung der Biodiversitätsstrategie
- die FFH-Richtlinien
"Noch nie in der Geschichte ging es unseren Waldökosystemen so schlecht wie am Ende des Jahres 2020. Die Massenvermehrung der Fichtenborkenkäfer und die sichtbar werdenden Kahlflächen in den Wäldern sind nur ein äußeres Zeichen für die Anfälligkeit unserer Waldökosysteme gegen die Folgen des Klimawandels, eines gescheiterten Grundwassermanagement und einer verfehlten forstlichen Nutzung der Wälder. Die Wälder in unserem Bundesland haben einen Kipppunkt erreicht, der mit hoher Wahrscheinlichkeit eine existenzielle Gefahr für deren Fortbestand und unseren Lebensraum darstellt.
Die Bürgerinitiative Waldwende Jetzt!, die BundesBürgerinitiative WaldSchutz, und Greenpeace Mannheim-Heidelberg haben sich mit vielen anderen Initiativen vernetzt, um auf ein völlig verfehltes Krisenmanagement im Wald aufmerksam zu machen und den notwendigen Strategiewechsel zu unterstützen. Aus unserer Sicht benötigen wir einen Paradigmenwechsel bei der Behandlung unserer Wälder, der dem Primat folgt, unsere Waldökosysteme überhaupt als Vegetationsform zu erhalten. Die Produktion von Rohholz darf nicht länger die Behandlung des Waldes dominieren. Das Modell einer „multifunktionalen Forstwirtschaft“, die von einem Harmoniemodell zwischen den unterschiedlichen Anforderungen an den Wald ausgeht, ist vollständig gescheitert. Lokaler Klimaschutz, Erhalt der Biodiversität, Kohlenstoffbindung, Schutz der Waldböden, die Erhaltung des Waldes als Erholungsraum für den Menschen und der Schutz des Wassers sind die neuen Herausforderungen bei der Behandlung unserer Wälder. Die Verletzlichkeit der Waldökosysteme belegt, dass die bisherige Klimapolitik, aber auch die forstliche Nutzung einer völlig neuen Ausrichtung bedarf."
(Auszug aus dem Brief an die Landesregierung in Rheinland-Pfalz).