
Was in einem NATURA 2000-Vogelschutzgebiet des Fürstlich Löwenstein'schen Parks an Naturzerstörung angerichtet wird, ist beispiellos in Bayerns Wäldern.
Im Konflikt mit gesetzlichen Vorgaben werden hier große zusammenhängende Buchenwälder sukzessive kahl geschlagen und überwiegend durch Douglasien-Monokulturen ersetzt. Bei Fortsetzung dieser destruktiven Wirtschaftsweise wird der fürstliche Wald in wenigen Jahrzehnten völlig umgestaltet sein und seine herausgehobene Stellung für die Artenvielfalt in den Spessartwäldern verlieren.
Ausgedehnte, zum Teil sehr alte und ökologisch wertvolle Buchenbestände prägten bis in die Gegenwart den Charakter des Waldes und bildeten zusammen mit dem angrenzenden FFH-Gebiet im Staatswald das Herzstück der Hainsimsen-Buchenwälder im Spessart. Wegen ihrer großen Bedeutung für die Vogelwelt wurden rund 2.700 ha des über 3000 ha großen Fürstlich Löwenstein‘schen Parks im Hafenlohrtal als Vogelschutzgebiet (SPA) in das europäische Schutzgebietsnetz NATURA 2000 aufgenommen. Aus überregionaler Sicht besonders bemerkenswert sind die Vorkommen der europäischen Endemiten Mittelspecht und Halsbandschnäpper. Für diese beiden Waldvögel tragen wir als europäische Wertegemeinschaft weltweit besondere Verantwortung. Deren Überleben ist untrennbar mit dem Erhalt alter, höhlenreicher Laubwälder verbunden.
Zur Erhaltung dieses besonderen Naturerbes wäre ein pfleglicher Umgang mit dem Wald dringend geboten. Stattdessen raffen seit über einem Jahrzehnt rationell geführte Großkahlschläge bis zu 200 Jahre alte Buchenwälder dahin, die danach fast ausschließlich durch standortsfremde Douglasien-Monokulturen ersetzt werden.


Eine weitere Variante der Waldumwandlung ist die flächige Unterpflanzung bereits ausgedünnter Buchenbestände mit Douglasie. Mit dieser Methode soll erreicht werden, dass die jungen Nadelbäume schon etabliert sind, noch bevor die Buchennaturverjüngung Fuß fassen und sich am Bestandsaufbau beteiligen kann. Sobald die jungen Douglasien mehr Licht brauchen, wird der Altbestand weitgehend abgeräumt. Ihren Gipfel erreicht die Bekämpfung der standortsheimischen Buche darin, dass selbst vorhandene Buchennaturverjüngung beseitigt wird, um Douglasien-Reinbeständen Platz zu machen.

Mit der Anpassung der Wälder an den Klimawandel sind diese einschneidenden Maßnahmen nicht zu rechtfertigen. Die gesamte strategische Ausrichtung der "Waldverjüngung" lässt vielmehr darauf schließen, dass Nadelbäume nicht einfach nur in den Buchenwald integriert werden, sondern diesen langfristig ersetzen sollen. Entsprechende Anstrengungen laufen seit mehreren Jahren mit beschleunigtem Tempo und fast fanatischem Eifer.

Von besonderer Tragweite ist die Tatsache, dass das Verschlechterungsverbot im NATURA 2000 - Vogelschutzgebiet des fürstlichen Waldes mit Füßen getreten wird. Dort gilt, dass sich die Qualität der im ökologischen Netz "Natura 2000" gesicherten Gebiete nicht verschlechtern darf. Eine Nutzung durch Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft bleibt im bisherigen Umfang zwar möglich, jedoch dürfen sich diese Nutzungen nicht nachteilig auf die Lebensräume und den Bestand an Arten auswirken. Gegen diese Grundsätze verstößt die beschriebene Waldbaupraxis in eklatanter Weise.
Erstaunlicherweise haben die Vorgänge im Fürstlich Löwenstein‘schen Park bis heute noch keine rechtlichen Konsequenzen nach sich gezogen.

Im folgenden PDF wird der Kahlschlag im Forst Löwenstein an einem dramatischen Beispiel trotz Hitzesommer und Dürrejahren durch Luftaunahmen im zeitlichen Ablauf
verdeutlicht.
Lage: Hafenlohrtal, südwestlich Forsthaus Diana.