Bayern: Der Niedergang der Buchenwälder im Fürstlich Löwenstein‘schen Park

Fällung alten Baumbestandes  Foto: Michael Kunkel
Fällung alten Baumbestandes Foto: Michael Kunkel

 

Was in einem NATURA 2000-Vogelschutzgebiet des Fürstlich Löwenstein'schen Parks an Naturzerstörung angerichtet wird, ist beispiellos in Bayerns Wäldern.

Im Konflikt mit gesetzlichen Vorgaben werden hier große zusammenhängende Buchenwälder sukzessive kahl geschlagen und überwiegend durch Douglasien-Monokulturen ersetzt. Bei Fortsetzung dieser destruktiven Wirtschaftsweise wird der fürstliche Wald in wenigen Jahrzehnten völlig umgestaltet sein und seine herausgehobene Stellung für die Artenvielfalt in den Spessartwäldern verlieren.

 

Ausgedehnte, zum Teil sehr alte und ökologisch wertvolle Buchenbestände prägten bis in die Gegenwart den Charakter des Waldes und bildeten zusammen mit dem angrenzenden FFH-Gebiet im Staatswald das Herzstück der Hainsimsen-Buchenwälder im Spessart. Wegen ihrer großen Bedeutung für die Vogelwelt wurden rund 2.700 ha des über 3000 ha großen Fürstlich Löwenstein‘schen Parks im Hafenlohrtal als Vogelschutzgebiet (SPA) in das europäische Schutzgebietsnetz NATURA 2000 aufgenommen. Aus überregionaler Sicht besonders bemerkenswert sind die Vorkommen der europäischen Endemiten Mittelspecht und Halsbandschnäpper. Für diese beiden Waldvögel tragen wir als europäische Wertegemeinschaft weltweit besondere Verantwortung. Deren Überleben ist untrennbar mit dem Erhalt alter, höhlenreicher Laubwälder verbunden.

 

Zur Erhaltung dieses besonderen Naturerbes wäre ein pfleglicher Umgang mit dem Wald dringend geboten. Stattdessen raffen seit über einem Jahrzehnt rationell geführte Großkahlschläge bis zu 200 Jahre alte Buchenwälder dahin, die danach fast ausschließlich durch standortsfremde Douglasien-Monokulturen ersetzt werden.

 

 

Fortdauernde Einschläge ins Altholz - hoher ökologischer Verlust für vergleichsweise geringen Ertrag
Fortdauernde Einschläge ins Altholz - hoher ökologischer Verlust für vergleichsweise geringen Ertrag
Trotz Kahlschlagverbot: Flächige Buchenwaldabholzung für "Waldumbau" in Monokulturen von Douglasien. Foto: M.Kunkel
Trotz Kahlschlagverbot: Flächige Buchenwaldabholzung für "Waldumbau" in Monokulturen von Douglasien. Foto: M.Kunkel

 

Eine weitere Variante der Waldumwandlung ist die flächige Unterpflanzung bereits ausgedünnter Buchenbestände mit Douglasie. Mit dieser Methode soll erreicht werden, dass die jungen Nadelbäume schon etabliert sind, noch bevor die Buchennaturverjüngung Fuß fassen und sich am Bestandsaufbau beteiligen kann. Sobald die jungen Douglasien mehr Licht brauchen, wird der Altbestand weitgehend abgeräumt. Ihren Gipfel erreicht die Bekämpfung der standortsheimischen Buche darin, dass selbst vorhandene Buchennaturverjüngung beseitigt wird, um Douglasien-Reinbeständen Platz zu machen.

 

 

Unterpflanzung von aufgelichtetem Buchenwald mit Douglasien. Foto: M. Kunkel
Unterpflanzung von aufgelichtetem Buchenwald mit Douglasien. Foto: M. Kunkel

 

Mit der Anpassung der Wälder an den Klimawandel sind diese einschneidenden Maßnahmen nicht zu rechtfertigen. Die gesamte strategische Ausrichtung der "Waldverjüngung" lässt vielmehr darauf schließen, dass Nadelbäume nicht einfach nur in den Buchenwald integriert werden, sondern diesen langfristig ersetzen sollen. Entsprechende Anstrengungen laufen seit mehreren Jahren mit beschleunigtem Tempo und fast fanatischem Eifer.

 

 

Flächiger Buchenkahlschlag, den es in der nachhaltigen Forstwirtschaft angeblich nicht mehr gibt. Foto: M.Kunkel
Flächiger Buchenkahlschlag, den es in der nachhaltigen Forstwirtschaft angeblich nicht mehr gibt. Foto: M.Kunkel

Von besonderer Tragweite ist die Tatsache, dass das Verschlechterungsverbot im NATURA 2000 - Vogelschutzgebiet des fürstlichen Waldes mit Füßen getreten wird. Dort gilt, dass sich die Qualität der im ökologischen Netz "Natura 2000" gesicherten Gebiete nicht verschlechtern darf. Eine Nutzung durch Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft bleibt im bisherigen Umfang zwar möglich, jedoch dürfen sich diese Nutzungen nicht nachteilig auf die Lebensräume und den Bestand an Arten auswirken. Gegen diese Grundsätze verstößt die beschriebene Waldbaupraxis in eklatanter Weise.

 

Erstaunlicherweise haben die Vorgänge im Fürstlich Löwenstein‘schen Park bis heute noch keine rechtlichen Konsequenzen nach sich gezogen.

 

 

Offensichtlich fährt Forstwirtschaft im Waldsterben 2.0 gerne zweigleisig: Bürger pflanzen, Förster fällen. Foto: B.Kempf
Offensichtlich fährt Forstwirtschaft im Waldsterben 2.0 gerne zweigleisig: Bürger pflanzen, Förster fällen. Foto: B.Kempf

 

Im folgenden PDF wird der Kahlschlag im Forst Löwenstein an einem dramatischen Beispiel trotz Hitzesommer und Dürrejahren durch Luftaunahmen im zeitlichen Ablauf verdeutlicht.
Lage: Hafenlohrtal, südwestlich Forsthaus Diana.

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Kahlschlag Löwenstein Nov 2020.pdf
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Dokumentation der Entwicklung im Fürstlich Löwenstein‘schen Park
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