RLP: Hohe Laubholzeinschläge im Biosphärenreservat Pfälzerwald bei Iggelbach

 

 

Wanderers Klagelied zur Auflichtung der Laubwälder im Klimawandel

 

In den vergangenen  Dürrejahren wurde es wohl jedem klar: die Sommer werden kontinuierlich heißer und trockener. Umso bedeutsamer sind die Gemeinwohlfunktionen des Waldes im Hinblick auf die Kühlung der Landschaft, die Sicherung der Grundwasserspeicher und als Refugium für Erholungssuchende.

 

In diesem Zusammenhang erreichen uns entsetzte Berichte von WandertouristInnen im Pfälzerwald, so aktuell zu  einem Gebiet um die Gemeinde Elmstein-Iggelbach, die mitten im Pfälzerwald liegt - ein traumhafter Fleck Erde für jeden Waldliebhaber. Hier gab es bis vor 1-2 Jahren bei Hitze eine sehr angenehme Alternative für Erholungssuchende: Wandern in den dichten, stark beschattenden und  bis zu 5 °C kühleren Buche-Eiche-Kiefer-Mischwäldern.

 

Iggelbach - Birnenberg, Fällung Starkholz
Iggelbach - Birnenberg, Fällung Starkholz

 

Durch die großflächigen,  Buchen und Eichen betreffenden Holzeinschläge, die hier in den vergangenen beiden Jahren durchgeführt wurden, hat sich die Situation aber offenbar grundlegend geändert und nach dem sogenannten Einschlagverbot in alte Buchenwälder durch das Umweltministerium im Herbst 2020 schon gar nicht verbessert. Auf Nachfrage der Wanderer bei Bürgern vor Ort  hieß es:  nach Angaben des zuständigen Forstamtes  habe der Einschlag angeblich nur den Brennholzbedarf  für die Gemeinde und "ausnahmsweise" alte, kranke und klimageschädigte Bäume betroffen. Doch die enormen Holzmengen - mit Sicherheit NICHT nur Brennholz für Iggelbach -  und die aufwendigen Markierungen der Baumstämme nebst eingeschlagenen S-Haken  für längere Transporte sprechen eine andere Sprache. Hier stellt sich die Frage, wie lange man noch unter Berufung auf das „Betriebsgeheimnis“ die Bürger vor Ort mit fadenscheinigenden Argumenten abspeist, die der Realität nicht gerecht werden.

 

 

Ein Wanderer etwa berichtet aufgebracht über den Waldweg 43 von Schuhnagelkopf zur Geiswies.

 

Am 12. Dezember habe er  dort schon Bilder gemacht von der „Nur-Buche-Abholzung“, die Anfang Dezember 2020 vorgenommen wurde. Jetzt musste er feststellen dass dort "nochmal ordentlich nachgeerntet“ wurde. Es klafft ein großes Loch in diesem Waldstück, in dem wirklich ALLE Buchen entfernt wurden und nur noch ein Paar magere Kiefern stehen. Hier gibt es keinen schützenden Kronenschluss über großen Freiflächen mehr. Stattdessen kann die Sonne im nächsten Sommer den ungeschützten Waldboden erwärmen und austrocknen, insgesamt ein Drama für die Resilienz humider Laubwälder in unseren Breiten. Und natürlich auch keine Kühlung mehr für die Wanderer.

 

 

 

 

Die gigantischen Holzerntemaschinen haben nicht nur zwischen den gefällten Bäumen  den Waldboden  tief umgewühlt, sondern durch  Einschläge bei Nässe zusammen mit den schweren Abtransport-Lkws viele schöne Wege um den beliebten  Ausgangsort für Wanderungen in unbegehbare Schlammpisten verwandelt. In diesem Zusammenhang muss man sich fragen, warum das Biosphärenreservat so wenig Wert auf den Erhalt schöner Wälder und Wanderwege legt. Gerade in einem industrieschwachen Gebiet stellt der Wandertourismus eine wichtige Einnahmequelle für die Region da. Die traurige Rechnung der Bürger und Wanderer: Wald verschwindet für relativ wenig Geld (und klimafeindliche Ferntransporte nach China!), die zerstörte Waldlandschaft mit großen Lücken und dünnen Bäumen bleibt.

 

 

 

Und schließlich: warum eigentlich flächenweise Eichen und Buchen ernten, wenn doch der Wald so gefährdet ist und überall Bürger zum Pflanzen in die sterbenden Wälder  gerufen werden? "Wir für den Wald?"....

Warum muss mit dem Staatswald überhaupt Geld verdient werden, wenn seine ökologische Bedeutung im Klimawandel doch unverzichtbar ist? Das Argument, dass damit Regenwald geschützt werde, ist lächerlich und taugt nur für Menschen ohne jegliche Kenntnis in der internationalen Holzwirtschaft. Nie und nimmer kann der weltweit steigende Holzhunger durch die Ausbeutung der Wälder befriedigt werden. Stattdessen fehlt die forstliche Mahnung zu Sparsamkeit mit dem wertvollen Rohstoff Holz, der in vielen Wegwerfprodukten verschleudert wird.

 

Vor Ort klagen immer mehr kleine Sägewerke, dass sie gegenüber den Riesen im Geschäft dauerhaft benachteiligt werden. Waldpersonal wurde in großer Zahl wegrationalisiert. Die gerne vorgetragene Sicherung der Arbeitsplätze taugt demnach auch nicht durchgängig als Argument für die hohen Einschläge.

Eine weitere Wahrnehmung der Wanderer ist, dass schöne Rotwildbeobachtungen, die hier im dichten Wald wohl keine Seltenheit waren, auf den stark durchforsteten und aufgelichteten  Hängen jetzt äußerst selten sind.  Dichter Wald bietet nicht zuletzt dem tierischen Waldbewohner Sicht-, Hitze- und Kälteschutz und wichtige Ruhebereiche. Die Bürger fragen sich also zu Recht, warum in klimatisch kritischen Jahren, in denen das Aufwachsen großer Bäume nicht mehr garantiert ist, Laubholz in diesen Mengen im nicht privatwirtschaftlich ausgerichteten Staatswald eingeschlagen wird und ob das damit zu erzielende Geld  die Folgen für die verkahlten und austrocknenden Restwaldbestände überhaupt wert ist.

 

 

Einhellige Meinung in den Wald- und Wanderberichten : Wenn der Gesetzgeber es  wirklich ernst meint mit dem behaupteten Waldschutz im Klimawandel, dann solle er doch bitte schnellstens dafür sorgen, dass sich Förster und Forstämter im Staatswald nicht länger über ihren Holzverkauf finanzieren müssen (Forstreform)  und sich  endlich im Biosphärenreservat Pfälzerwald  auf ihre wertvolle  Betreuer-und Schutzfunktion für den Wald konzentrieren können.

 

"Seit meiner Kindheit kenne ich den Wald um Iggelbach. Nie hat der Wald so schlimm ausgesehen wie heute und das obwohl früher viel mehr Holz im Dorf genutzt wurde. Wenn ich heute durch den Wald um Iggelbach laufe, schießt es mir beim Anblick der dortigen Kahlschläge Tränen in die Augen. Im September 2020 versiegte in Iggelbach die Trinkwasserquelle und die Dorfbewohner wurden tagelang mit Wasser von außerhalb versorgt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten sich die Verantwortlichen darüber im Klaren sein müssen, das weitere Kahlschläge katastrophale Folgen für Mensch und Tier haben können..."

Kommentar einer Leserin zur Veröffentlichung des Artikels auf Facebook.