RLP: Wälder sind keine Industrieflächen

Breit angelegte Vorsorge in Sachen Klimaschutz: unser Wald kann es - wenn man ihn lässt!

 

Ein Beitrag von Stefan Huwer

 

Die Überschwemmungen der letzten Tage zeigen uns mal wieder wie schnell die Naturgewalten unsere Zivilisation in Gefahr bringen und welche Folgen der Klimawandel mit sich bringen kann. In den heißen Sommern wird das Wasser knapp und im Winter erleben wir, dass das Wasser viel zu schnell über Bäche und Flüsse abläuft und nicht in dem Maß versickert, wie es nötig wäre.

 

Es drängt sich sofort die Frage auf, ob man das Wasser nicht irgendwie speichern kann. Man kann! Der Wald macht es, wenn man ihn lässt. Laut Peter Wohlleben, von Beruf Förster und häufig im SWR zu hören oder zu sehen, speichert der lockere Waldboden bis zu 200 Litern Wasser pro Quadratmeter. Wenn niemand mit Fahrzeugen den Waldboden verdichtet, wenn er genug Schatten hat und nicht austrocknet...

 

Wenn allerdings nur ein LKW über frischen Waldboden fährt dauert es bereits Jahrzehnte bis der Waldboden zu seinem aufgelockerten, ursprünglichen Zustand zurückgekehrt ist. In der Zwischenzeit läuft das Wasser statt zu versickern wie in einer Kanalrinne ab. Ähnlich verhält es sich auch bei den schweren Holzerntern, die mit langen Hebelarmen mit Schwung Bäume aus 15 m Entfernung ernten und sich dabei über Raupenketten oder breite Räder auf dem Waldboden abstützen. Der Bodendruck steigt dabei um ein Vielfaches über den, der beim bloßen Fahren vorliegt. Wanderer sehen alle paar hundert Meter die immensen Bodenschäden, im Laufe der Zeit immer wieder an anderen Stellen.

 

Dummerweise ist das der rheinland-pfälzischen Landespolitik ziemlich „wurscht“. Den einen, weil sie das Holz zwecks Haushaltssanierung wohl lieber gewinnbringend nach China verkaufen, ein Transportwahnsinn, den anderen, weil sie die FFF-Bewegung als willige Lieferanten für Wählerstimmen entdeckt haben und sich, auf der Windradwelle schwimmend, als Klimaretter darstellen wollen.

 

Dabei sind Windräder im Wald so ziemlich das Absurdeste was man zur „Klimarettung“ in Deutschland tun kann. Tausende LKWs rasen in Sachen Aufbau durch den Wald, überlange Transporter erfordern Begradigungen und neue, weite Kurvenverläufe von bestehenden Wegen. Alte Bäume müssen entfernt werden, guter Waldboden wird rigoros verdichtet und jede Menge Schotter eingebracht, Feuchtbiotope werden trockengelegt. Das Argument von Windradgeschäftemachern, man mache ja langfristig was zur Klimarettung und rette damit den Wald, darf man in Deutschland wohl eher als nicht ernst zu nehmendes „Taube auf dem Dach“- Argument betrachten.

 

Eine grüne Umweltministerin darf so etwas keinesfalls unterstützen, schon gar nicht fordern. Sie macht sich damit gemein mit Brasiliens Präsident Bolsonaro und allen, die den Wald nicht als Wasserspeicher und Artenreservoir, sondern als auszubeutendes Wirtschaftsgut betrachten.

 

Früher wurde übrigens auch schon Holz für den Export geerntet, aber es wurde mit Pferden gerückt und per Triften über Wasserwege den Rhein abwärts geflößt. Alles völlig klimaneutral, ohne Bodenverdichtung. Damals gab es ganzjährig noch viel Wasser in den Triftanlagen, heute nicht mehr! Warum wohl?

 

Breit angelegte Daseinsvorsorge: Wälder. Foto: S. Ecker
Breit angelegte Daseinsvorsorge: Wälder. Foto: S. Ecker

Anmerkung der BBIWS:

 

Dort, wo Waldflächen zusammengebrochen sind, kann wieder ein Primärwald aus Pionierbäumen entstehen, dem eine Naturverjüngung aus anderen Baumarten folgt - je nachdem, was der Standort zulässt. Diese Flächen aber stattdessen wie eine Industriebrache zu behandeln und für die Bebauung mit WKA freizugeben, läuft allen Bestrebungen zuwider, Waldflächen nicht zu fragmentieren und die Kronendecke des Waldes zu schließen. Aber nur der gezielte Wiederaufbau von Wald kann die Kühlung der umgebenden Landschaft bewirken, den Wald als Wasserspeicher optimal fördern, Artenschutz garantieren und Klimawandelfolgen lindern..

 

Hier für den Ausbau der Windindustrie den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, obwohl es genug industrielle Brachflächen in bereits ausgeräumter Landschaft gibt, ist ein fataler Fehler. Wälder sind Ökosysteme, die durch überbordenden Flächenverbrauch bereits stark geschrumpft sind und durch menschliche Eingriffe degradiert wurden. Wer den Planeten vor Überhitzung und Austrocknung schützen will, der muss Wälder nicht nur in Ruhe lassen, sondern ihre natürliche Struktur und den Wiederaufbau von Kalamitätsflächen gezielt und intensiv fördern.