Die Birke – eine unterschätzte „Schlüsselbaumart“ für den ökologischen Waldumbau

Junger Birkenwald. Foto C. Blank
Junger Birkenwald. Foto C. Blank

PRESSEMITTEILUNG der BundesBüegerInitiative Waldschutz (BBIWS )

 

Zum Internationalen Tag des Baumes am 25.04.2021

 

 

 

Die Birke – eine unterschätzte „Schlüsselbaumart“ für den ökologischen Waldumbau

 

 

„Ich brauch Tapetenwechsel, sagt die Birke“, sang die Schauspielerin Hildegard Knef vor rund 50 Jahren. Im Chanson der Schauspielerin will die Birke nicht mehr „in Reih und Glied“ stehen, „die gleiche Wiese sehen“. „Kurz nach zwölf traf sie ein Buchenpaar“ und dann „des Försters Beil im Morgenschimmer“.

 

Als unbrauchbares „Unholz“ ist die Birke in Forstkreisen bisweilen immer noch verpönt. Aber genau wie sie braucht auch unser Wald endlich eine Neubewertung, einen „Tapetenwechsel“ und die Birke (lat. Betula pendula) könnte tatsächlich als „Schlüssel-Baumart“ in eine neue, ökologisch orientierte Wald-Zukunft führen.

 

Die derzeit zusammenbrechenden und vom Borkenkäfer befallenen Nadelholzbestände sind nichts anderes als eine natürliche Reaktion auf einen durch forstliche Eingriffe hervorgerufenen, ökologisch labilen Zustand, der die Baumbestände geschwächt und deshalb gegenüber den Klimawandelfolgen sensibel gemacht hat. Störereignisse stehen allerdings auch in natürlichen Wäldern auf der Tagesordnung. Sie bestimmen in ihrer Gesamtwirkung die Entwicklung des Waldes, die je nach Art und Intensität der Störung zu sehr unterschiedlichen, nebeneinander herlaufenden oder zeitversetzten Entwicklungsphasen führt. „Störungen“ machen also die strukturelle und damit auch die biologische Vielfalt des Waldes aus – sie sind also sogar der natürliche „Normalfall“, der die Regeneration und die „ökologische Elastizität“ des Waldes fördert.

 

 

Birkenverjüngung. Foto: C.Blank
Birkenverjüngung. Foto: C.Blank

 

Auf lichteren Flächen würde eine sogenannte Sukzession, die schrittweise Wiederbewaldung, einsetzen. Hochstauden und Pioniergehölze würden sich ansamen und die Walderneuerung auf natürlichem Wege einleiten. Es entstünde ein sogenannter „Primärwald“.

 

Zusammen mit anderen, kurzlebigen Gehölzarten wie Salweide, Aspe oder Eberesche würde die Birke eine Art „Vorhut“ für die nachwachsende zukünftige Wald-Generation bilden. Denn gerade ihre enorme Anpassungsfähigkeit versetzt sie in die Lage, jede Kahlfläche in kürzester Zeit zu erobern.

 

Die Fruchtbildung setzt bei Birken schon nach fünf bis zehn Wuchsjahren ein. Ausgewachsene Bäume produzieren jährlich bis zu 10 Millionen Samen. Ihre mit dem Wind verbreiteten Früchte können große Flugdistanzen überbrücken und selbst weiter entfernte Kahlflächen erreichen.

 

Im Zuge der sich im Klimawandel weiter entblößenden Forstplantagen wird die Birke als „Charakterbaum“ der Wald-Pionierphasen eine Schlüsselstellung einnehmen. Unter ihrem natürlichen Schutzschirm könnten aus den vormaligen naturfernen Forstkulturen kostengünstig neue widerstandsfähige Mischwälder emporwachsen und den „Tapetenwechsel“ einleiten.

Alte Birkenkrone Foto: S. Ecker
Alte Birkenkrone Foto: S. Ecker

Auch die aktuell dramatisch zusammengebrochenen Nadelholzplantagen unterliegen diesem natürlichen „Reparatur-Reflex“. Der Wald „stirbt“ nicht, er formiert sich nur neu! Komplett-Räumungen von Schadholzflächen mit Großmaschinen, die den Waldboden zerstören, sowie die möglichst schnelle Bepflanzung mit „exotischer“ Baumschulware verhindern aber den notwendigen, sich selbst organisierenden Regenerationsprozess, bei dem auch das bereits abgestorbene Holz eine wichtige Rolle spielen kann. Seit Urzeiten werden so die entstandenen Verletzungen der Wälder „geheilt“ oder besser noch „überwachsen“. Die massive Abräumung der Flächen verstärkt jedoch ökologische Negativeffekte.

 

Man könnte es auch anders machen, wenn man sich geduldig auf das „Ökosystem Wald“ und seinen natürlichen „Reparatur-Mechanismus“ einlassen würde: Die Räumung der Schad- und Windwurfhölzer möglichst komplett oder wenigstens teilweise unterbinden und die Befahrung der Flächen mit schwerem Gerät unterlassen.

 

Das liegenbleibende Totholz wird dann nämlich von Pilzen und Mikroorganismen zersetzt und reichert den Boden mit Humus, Feuchtigkeit und Nährstoffen an. Viele Wald-Arten könnten im schützenden „Verhau“ der Windwurf-Stämme weiterleben. Auf einer komplett geräumten, ungeschützt offenen Fläche wären sie zum Sterben verurteilt.

 

 

Die Schöne mit dem weißen Stamm - Alte Birke. Foto: S. Ecker
Die Schöne mit dem weißen Stamm - Alte Birke. Foto: S. Ecker

 

 

 

 

Die Birke ist also ein nicht zu unterschätzender Player in Zeiten des Klimawandels und sterbender Forste.

 

 

Die zarte Schöne im weißen Gewand zu schätzen und auf Kahlstellen gewähren zu lassen, ist Hilfe zur Selbsthilfe des Waldes!

 

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