Baden-Württemberg: Mühltalwald bei Heidelberg durch hohe Einschläge bedroht

Aktionsbündnis zum Erhalt des Mühltalwaldes

 

Ludwig Haßlinger, Jahrgang 1935 hat folgende Geschichte des Mühltals verfasst. Sein Motto ist:„Im Krieg hat der Wald uns Kinder vor den Tieffliegern geschützt – heute muß ich etwas zurückgeben. Jetzt schütze ich den Wald!“ (Geschichte des Mühltalwaldes)

 

Rund 1000 Bäume, vorwiegend Laubbäume, wurden Anfang 2021 zum Fällen im Handschuhsheimer Mühltal markiert (Handschuhsheim ist ein Stadtteil von Heidelberg). Der geplante massive Einschlag hat viele Spaziergänger aufgeschreckt und führte zur Gründung eines Aktionsbündnisses für den Mühltalwald. Das Aktionsbündnis zielt auf eine alternative, respektvolle Behandlung des Waldes, die den dramatischen Klimaveränderungen Rechnung trägt, die wir in Heidelberg (Rhein-Neckar-Kreis) als einem der wärmsten Orte in Deutschland besonders zu spüren bekommen.

 

 

Angesichts extrem heißer, trockener Sommer haben sich hier die Bedingungen grundlegend geändert: Der Heidelberger Wald ist nicht mehr in der Lage, neben vielen anderen Funktionen auch noch große

Mengen an Holz zu liefern. Unnötige Auslichtungen führen zu mehr Sonnenlicht, das den Boden erreicht und noch weiter austrocknet. Schon längst merken Handschuhsheimer Bürger, dass sie in Trockenzeiten kein Wasser aus den Mühltalquellen bekommen, sondern stattdessen kalkhaltiges Wasser aus dem Wasserwerk in der Ebene.

Doch nicht nur die örtliche Wasserversorgung ist akut gefährdet, sondern auch der Fortbestand des Mühltalwaldes. In ganz Deutschland sterben derzeit großflächig Fichten- und Kiefernforste, und auch wirtschaftlich genutzte Laubwälder sind in Gefahr. Die einzigen Wälder, die sich bisher als widerstandsfähig gegen den Klimawandel erwiesen haben, sind Naturwälder, z.B. in den Nationalparks. Der Grund: Diese Wälder werden nicht durch Holzernte gestresst, sind dicht und haben ein geschlossenes sonnengeschütztes Kronendach, das ein kühles Innenklima zulässt. Naturwälder enthalten außerdem große Mengen Totholz, das Wasser und Nährstoffe speichert.

 

 

Unsere Forderungen:

 

  • Holz vorrangig für langfristige Nutzung verwenden, nicht als Brennholz, Pellets, Papier und Kartonage
  • Keine Holzexporte ins Ausland, wie z.B. nach Asien und in die USA
  • Mindestens 20-jährige Hiebsruhe im Mühltalwald, erst danach behutsame Entnahme von Einzelbäumen

Öffentliche Wälder wie Staats- oder Stadtwälder sind die einzigen demokratischen Waldformen: Sie gehören den Bürgern, die über die Nutzung mitbestimmen dürfen. Das Bundesverfassungsgericht hat 1990 in einem Grundsatzurteil betont, dass öffentliche Wälder vorrangig Umwelt- und Erholungsfunktionen besitzen und nicht der Holzernte dienen.

 

Falls Sie Interesse haben, uns bei unserem Aktionsbündnis zum Erhalt des Mühltalwaldes zu unterstützen, melden Sie sich unter info@wald- wende-heidelberg.de

 

Weitere Informationen:   

 

www.waldwende-heidelberg.de

 

NACHTRAG:

 

Baumfällungen im Mühltal trotz Einschlag-Moratorium

 

Am 11.5.21 wurden direkt gegenüber vom Waldparkplatz auf der  Winterseite Buchen und Douglasien gefällt. Am 12.5. wurden im Bereich des Oberen Bahofsweg und des Unteren Neuwegsbergweg mehrere Bäume gefällt. Die gefällten Bäume samt Laubwerk sind verschwunden – wahrscheinlich haben sie sich in Luft aufgelöst.

 

Diese Forrstarbeiten verstossen gegen die vom Bürgermeister Schmidt-Lamontain versprochene Hiebsruhe bis September dieses Jahres.

 

Presseinformation vom 12. Januar:

 

Die weiteren geplanten Forstarbeiten im Mühltal sollen erst im Spätjahr 2021 ausgeführt werden. Die Stadt will Maßnahmen bei einer Begehung erläutern, sobald die Corona-Lage es zulässt.

 

Mittlerweile sind solche Begehungen mit Vertretern von BUND und Nabu gemacht worden, ohne das Aktionsbündnis für den Erhalt des Mühltalwaldes einzuladen. Bürgerbewegungen werden also bewusst ignoriert.