Waldwende Jetzt! im Mühltalwald

Der Mühltalwald im Heidelberger Stadtteil Handschuhsheim ist eines der wichtigsten Naherholungsgebiete Heidelbergs und mit dem Mühlbach im Wiesengrund und dem schönen Buchenwald rechts und links des Tales sehr idyllisch. Vor allem seit der Corona-Pandemie ist das Mühltal ein beliebtes Ausflugsziel.

 

Als jedoch Ende 2020 über 1000 Bäume, vor allem Buchen, mit roten Schrägstrichen zum Fällen markiert wurden, regte sich Widerstand und unser Aktionsbündnis „Schützt den Mühltalwald und den Handschuhsheimer Wald“ wurde gegründet (www.waldwende-heidelberg.de). Ehrenamtliche fachliche Beratung bekam das Aktionsbündnis durch den Diplom-Forstwirt Volker Ziesling, der unter anderem auch bei Greenpeace aktiv ist.

Unser Aktionsbündnis bemängelt vor allem, dass die bereits durchgeführten aktuellen Durchforstungsmaßnahmen im Klimawandel zu einer extremen Belastung des Waldökosystems führen, zumal Heidelberg zu den wärmsten Städten Deutschlands gehört. Aufgrund unseres massiven Protests fand eine gemeinsame Begehung mit den zuständigen Förstern statt. Uns wurde zugesagt, dass besonders im Bereich der Feuchtbiotope nicht gefällt werden würde, da bekannt ist, dass Amphibien den umliegenden Wald als Rückzugsort nutzen.

 

Entgegen dieser Zusage wurde der Wald hier sehr stark aufgelichtet.

Wir hatten uns damit einverstanden erklärt, dass Buchen, die der Seilkrantrasse im Weg stehen, gefällt werden dürfen, allerdings sollte das Totholz im Wald bleiben. Auch an diese Zusage haben sich die Förster nicht gehalten.

Die Buchenbestände wurden vereinbarungsgemäß nicht durchforstet, nur die Fichtenbestände und die Talsohle, hier leider nicht wie versprochen restriktiv, sondern ziemlich viel.

Buchenwälder gedeihen nachweislich am besten, wenn sie ungestört sind. Das lässt sich in Nationalparks beobachten, wo alte Buchenwälder trotz Hitzesommern gut gedeihen. Selbst in Süditalien im Gargano gedeihen alte Buchenwälder bestens, obwohl die Durchschnittstemperaturen dort um einige Grad Celsius höher liegen als bei uns.

 

Der Klimawandel macht also Buchenwäldern wie dem Mühltalwald nur dann zu schaffen, wenn sie forstlich zu stark genutzt und dadurch stark aufgelichtet werden. Das eindringende Sonnenlicht trocknet den Boden aus und zerstört das feuchtkühle Innenklima des Buchenwaldes.

 

Buchen sind Schattenbaumarten und vertragen mit ihrer dünnen glatten Rinde keine direkte Sonneneinstrahlung. Das oberste Ziel sollte daher sein, das geschlossene Kronendach zu erhalten und die Bäume möglichst alt werden zu lassen, denn alte Bäume können im Laufe ihres Lebens Erfahrungen sammeln und diese in ihrer DNA speichern. Diese Erbinformationen geben sie an die nächste Baumgeneration weiter, die sich dadurch fortlaufend optimal an die jeweiligen Standortbedingungen anpassen kann.

 

Wälder sind ausgezeichnete Helfer im Klimawandel, da sie im Holz der Bäume, in der Kraut- und Wurzelschicht und vor allem auch im Waldhumus große Mengen Kohlenstoff (C) speichern. Bäume speichern während ihrer gesamten Lebenszeit Kohlenstoff in ihrem Holz und ihren Blättern. Die Kohlenstoffbindung nimmt erst bei ca. 450jährigen Bäumen langsam ab, und auch als stehendes, später als liegendes Totholz und noch später in Form von Humus speichert der Baum noch Kohlenstoff.

 

Ein Heidelberger Geograph hat dazu errechnet, dass der gesamte Stadtwald Heidelberg pro Hektar und Jahr 11 m³ CO2 speichern kann, was pro Jahr insgesamt rund 35 000 Tonnen CO2 ergäben, wenn man den Wald als maximalen CO2-Speicher aufbauen würde. Das Speichermaximum wäre ca. 2050 erreicht, wenn solange kein Holz entnommen würde.

 

Von Försterseite wird oft argumentiert, dass es klimafreundlich sei, Holz zu nutzen, um den Kohlenstoff in Holzprodukten zu speichern. Dieses Argument kann durch einen Vergleich entkräftet werden: Die mittlere Lebensdauer genutzten Holzes beträgt 21 Jahre, die von Totholz 40 – 50 Jahre - von der Kohlenstoffbindung im lebenden Baum, der je nach Baumart (etwa Eichen) bis zu 1000 Jahre alt werden kann , ganz zu schweigen! Oberstes Ziel muss es also sein, dass der Mühltalwald, aber auch der übrige Stadtwald, weitgehend ungestört wachsen darf, um klimaresilient zu werden, Hitze- und Dürreperioden sowie Stürmen standhalten zu können und als verlässlicher Kohlenstoffspeicher erhalten zu bleiben.

Wenn wir alle zusammen den Mühltalwald, aber auch alle anderen Wälder weltweit, schützen wollen, müssen wir unseren Holz- und Papierverbrauch drastisch reduzieren und den wertvollen Rohstoff Holz wertschätzen lernen.

 

Heidelberg ist Umwelthauptstadt und hat im Mai 2019 den Klimanotstand ausgerufen.

 

Die Hauptfunktionen des Mühltalwaldes bestehen, wie auch der Gemeinderat der Stadt Heidelberg bestätigt, in Erholungs- und Umweltfunktionen wie Trinkwasserbereitstellung, Bodenschutz, lokaler Klimaanlage, Schutz vor Starkregenfolgen, Erhalt der Biodiversität usw.

 Der Mühltalwald ist ein Teil des Stadtwaldes Heidelberg. Öffentliche Wälder sollten dem Gemeinwohl dienen, nicht der Profitorientierung durch den Handel mit Holz.

 

Wenn wir unsere Wälder erhalten wollen, müssen wir nicht mehr, sondern weniger tun! Das bedeutet, keinen „Umbau“ des Waldes durch Menschenhand, sondern der Natur und ihren Prozessen deutlich mehr Raum geben.

 

Wenn Sie uns bei unseren Forderungen an Stadt und Forstamt Heidelberg unterstützen möchten, 10 % der Waldfläche Heidelbergs aus der Nutzung zu nehmen und dem Mühltalwald eine 30jährige Hiebsruhe zu gönnen, unterschreiben Sie gerne unsere Petition auf change.org:

 

https://www.change.org/p/stadt-heidelberg-heidelberg-sch%C3%BCtzt-die-b%C3%A4ume-im-landschaftsschutzgebiet-des-m%C3%BChltals

 

Alternativ finden Sie die Petition auf der Homepage der Waldwende Heidelberg:

 

https://waldwende-heidelberg.de/online-petition-auf-change-org/