Unser (Wald-) Weg aus der Klimakrise? Teil 2: Das Märchen vom "Grünen Wachstum"

©S. von Winterfeld 2022
©S. von Winterfeld 2022

Obwohl wir genau wissen, wie wichtig unsere Wälder als möglichst geschlossene Systeme für unser Klima sind, insbesondere, seit sich dieses deutlich spürbar erwärmt und uns im Sommer immer häufiger lange heiße und trockene Perioden beschert, geht der Holzeinschlag in deutschen Wäldern nicht zurück. Noch immer werden mittels sogenannter Durchforstungen auch die allerletzten älteren Laubbäume eingeschlagen und im wahrsten Sinne des Wortes verheizt – entweder für den Profit, oder wirklich verbrannt. Was für eine Verschwendung von Ressourcen, die alleine durch ihre Existenz unser Überleben auf dieser Erde garantieren.

 

Dass der Einschlag von Holz nachhaltig sei, weil es beispielsweise durch Holzbau oder Möbelherstellung in langlebige Produkte überführt wird, ist leider nur ein sehr kleiner Teil der Wahrheit. Ungefähr 50 % Prozent des Laubholzanteiles landen tatsächlich in der Verbrennung und seit vielen Jahren haben wir einen hohen Anteil an exportiertem Holz, vor allem nach China und Amerika.

 

Die vielerorts zu stark aufgelichteten Wälder werden während der nächsten heißen Phase großem Hitzestress ausgesetzt sein. Nachfolgende Schäden können wir aber wieder achselzuckend dem bösen Klimawandel zuschreiben, anstatt Fehler des eigenen Handelns anzuerkennen und darauf angemessen zu reagieren. Wir reduzieren die Wälder auf CO2 – Kompensationsdienstleister und entsprechend simpel sind unsere halbherzigen Bemühungen um eine Reduzierung der CO2-Produktion.

 

Weil wir außerstande sind, die komplexen Zusammenhänge in der Natur zu erkennen, laufen unsere sämtlichen Klimaschutzaktionen in die falsche Richtung. Wir betrachten uns seit der Aufklärung als eine von der Natur entkoppelte Spezies und betreiben seither eine zunehmend lebensbedrohliche Ausbeutung unserer Ressourcen.

 

In seinem aktuellen Buch “Nachruf auf mich selbst“ spricht Harald Welzer davon, dass wir keine Kultur des Aufhörens haben. Krampfhaft wird an der Idee des unbegrenzten Wirtschaftswachstums festgehalten, nur eben jetzt am angeblich grünen Wachstum. Deshalb sollen auf Kosten des Natur- und Artenschutzes mindestens noch einmal doppelt so viele Windenergieanlagen an Land gebaut werden, deshalb bekommen wir vielleicht demnächst sogar Frackinggas aus Amerika geliefert, deshalb fahren wir mit hybridbetriebenen Stadtgeländewagen auf unseren betonierten Straßen und bilden uns ein, damit das Klima und die Welt zu retten.

 

Dabei gibt es für all das nur einen Grund, nämlich den, dass wir nicht aufhören können, dass wir unseren Verbrauch an Ressourcen nicht wirklich reduzieren wollen. Was wir aber müssten, um unsere Wälder und all die Biomasse, die unser Leben hier ermöglicht, auch für die nächsten Generationen zu erhalten. Vor allem vor dem Hintergrund, dass 2020 zum ersten Mal die gesamte Biomasse der Erde von der von uns Menschen produzierten toten Masse übertroffen wurde.

 

Zu dem großen Märchen vom grünen Wachstum hat der Nachhaltigkeitsforscher Daniel Deimling einen überzeugenden und sehr pointierten Fachaufsatz geschrieben, den es zu lesen lohnt. Hier der Link:

 

Daniel Deimling: Grünes Wachstum gibt es nicht / 13. Januar 2022

https://makroskop.eu/autoren/daniel-deimling/artikel/

 

Sabine von Winterfeld