Protest: Naturparkführer im Reinhardswald legen ihr Amt nieder

Der Reinhardswald wird offenbar dem monetären Vorteil von Pachteinnahmen geopfert, denn gerade intakte Wälder wirken schon für sich genommen maßgeblich gegen die Auswirkungen des Klimawandels. Es sind deshalb nicht die richtigen Orte für Fällung, Bodenverdichtung, Zerschneidung, Straßenbau. In einer öffentlichen Stellungnahme der Naturführer heißt es zu ihrer entschiedenen Protestaktion gegen die - auch von Naturparkverwaltung und Forstwirtschaft befürworteten - Industrialisierung eines der letzten verbliebenen großen Waldgebiete in Deutschland:  

 

Wir als ausgebildete Naturvermittler sind mit der politischen Agenda nicht einverstanden, den Naturpark Reinhardswald der Windindustrie zu opfern.

 

Der Reinhardswald ist eines der wertvollsten Ökosysteme Deutschlands, Trinkwasserspeicher, Lebensraum und ein ökologisch historisch alter Wald. Die Folgen einer Industrialisierung eines der letzten großen zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands sind katastrophal und nicht zu verantworten. Dabei finden sich regional und überregional die immer gleichen Akteure, die nicht bereit sind eindeutig Stellung zu beziehen, sondern einerseits im Hintergrund den Bau von Windindustrie im Reinhardswald vorantreiben und andererseits z.B. in den Gremien der Naturparkträger mitwirken und mit diesem ‚heile Welt‘ spielen.

 

Wir können es für uns nicht verantworten, weiterhin Führungen in Sachen Umweltbildung und Einmaligkeit der ökologischen Landschaft durchzuführen, ohne uns selbst der Mittäterschaft bei diesem politischen Ränkespiel schuldig zu machen, welches hier auf dem Rücken des Naturparks ausgetragen wird.

 

Somit kann es für uns keine andere Entscheidung geben, als unsere ehrenamtliche Unterstützung für den Naturpark niederzulegen, aber weiterhin aufrichtige Fürsprecher für unseren einmaligen und wundervollen Reinhardswald zu bleiben. Denn das waren wir schon lange, bevor der Reinhardswald überhaupt Naturpark wurde.

 

Daniela Matrisch und Christiane Neunteufel (WildnisLebenswege; Natur-und Wildnispädagoginnen), Annette Zimmermann (Gartenbautechnikerin Baumschule; Gartenbau-Redakteurin, Kräuterfrau; Inhaberin grüner Jagdschein), Ursel Kegler (Natur- und Wildnispädagogin, Bildungsreferentin für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)), Uwe Kunze und Brigitte Kunze-Pos (zertifizierte Umweltbildner; DWV-Scouts; Wildnis-Führer;  RENRAJD Vualka; Premium-Zertifikat in der Umweltbildung) Gero Lenhardt (zertifizierter Wanderführer DWV; zertifizierter Natur- u. Landschaftsführer BANU; Schulwandern, BNE und Draußen Lernen)

 

Ein paar persönliche Statements:

 

"Solange der Naturpark nicht seine Stimme zum Schutz des Reinhardswald erhebt und so tut als wäre nichts geschehen, können wir nicht weiter als Netzwerkpartner tätig sein. Mit dem Bau der ersten
Windkraftanlagen geht über Jahrhunderte gewachsene Biodiversität verloren. Aus "märchenhaft und wild", wird ein profitorientierter Industriepark. Dies ist eine ökologische Katastrophe, die wir nicht
mittragen können und wollen."

Daniela Matrisch und Christiane Neunteufel, WildnisLebenswege, Natur-und Wildnispädagoginnen

 

"Der große, geschlossene Reinhardswald ist unser "Regenwald", unser Wasserspeicher und Luftfilter. Ich werde nicht müde, bei meinen Führungen darauf hin zu weisen, wie wichtig großflächiger Waldboden für uns bleibt. Es geht um Ur-Produktion von sauberem Wasser und
sauberer Luft. Windwurf-Flächen sind immer noch Wald und müssen wieder bewachsen werden. Dieses Verständnis wird hier monetären Vorteilen von Pachteinnahmen geopfert. Ohne mich!"

Annette Zimmermann, Gartenbautechnikerin, Baumschule, Kräuterfrau, Inhaberin grüner Jagdschein

 

„Als zertifizierte Umweltbildner sehen wir unsere Aufgaben exakt in denen, die lt. gesetzlicher Definition auch den Naturparks zukommen. Dieser Aufgabe und Verantwortung scheinen sich die Schirmherren des „Naturpark Reinhardswald“ nicht mehr im vollen Maße bewusst zu sein.
Offensichtich sind Interessenkonflikte durch unglückliche wirtschaftliche Verknüpfungen der Grund für das Verlassen gesetzlicher Pfade. Unter diesen Voraussetzungen können wir unsere Arbeit als Naturführer und Umweltbildner leider nicht mehr unter dem Label „Naturpark Reinhardwald“ fortführen.“
Uwe Kunze und Brigitte Kunze-Pos, zertifizierte Umweltbildner; DWV-Scouts; Wildnis-Führer; RENRAJD Vualka; Premium-Zertifikat in der Umweltbildung

 

„Der einmalige Reinhardswald mit seiner über 1.000 jährigen Geschichte ist einer der letzten unzerteilten Naturräume Deutschlands mit unglaublicher Biodiversität. Ich kann nicht für eine Institution ehrenamtlich tätig sein, die der Zerstörung dieses einmaligen Ökosystems nicht aktiv entgegentritt.“
Gero Lenhardt, zertifizierter Wanderführer DWV; zertifizierter Natur- u. Landschaftsführer BANU; Schulwandern, BNE und Draußen Lernen

 

Grebenstein, 22. Februar 2022-02-22