NRW vor der Wahl: Baum- und Waldschutz entscheidendes Thema in Zeiten von Artenschwund und Klimawandel

Foto: Andrea Vogelgesang "Baumschutzgruppe Düsseldorf"
Foto: Andrea Vogelgesang "Baumschutzgruppe Düsseldorf"

von Annette Heuwinkel-Otter

 

13 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen (NRW) sind aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen. Am 15. Mai 2022 entscheidet die Wahl auch darüber, welchen Stellenwert der Baum- und Naturschutz in dem bevölkerungsreichsten Bundesland in der nächsten Legislaturperiode erhalten wird. Die Baumschutzgruppe Düsseldorf kämpft seit 2007 für den Erhalt alter Bäume in der Hauptstadt. Zu häufig werden alte Bäume für neue (Bau-)Projekte geopfert. "Geht das nicht auch anders?" fragen sich die Menschen vor Ort.

 

Baumschützer stoßen immer wieder an die gleichen, scheinbar unüberwindbaren Grenzen in der politischen Landschaft. Entscheidungsprozesse wirken wie in Stein gemeißelt und offenbar fehlt noch immer das Bewusstsein für die dringende Notwendigkeit des Baumerhalts in Städten und alten Wäldern.  Vorrang haben meist monetäre Ziele und ein Wirtschaftssystem, das ständiges Wachstum verlangt. Dabei gehen der Willen und der Mut verloren, Bäume und Wälder bewusst zu erhalten, um den Folgen des Klimawandels wirksam entgegen zu treten.

 

Jedem ist inzwischen bekannt, wie wichtig alte Bäume für ein gesundes Stadtklima und wie unverzichtbar gesunde Wälder mit möglichst vielen alten Bäumen für den Luftaustausch und die Bindung von CO2 sind. Zum Internationalen Tag des Baumes am 25. April erklärte der NABU in diesem Jahr: "Eine 150 Jahre alte Buche nimmt mit ihren rund 800.000 Blättern bis zu 25 kg CO2 auf und produziert ca. 12.000l Sauerstoff - pro Tag! Das entspricht etwa dem täglichen Bedarf von 26 Menschen." Die politischen Akteure scheinen aber die Notwendigkeit zum Erhalt von alten Bäumen nach wie vor nicht ausreichend ernst zu nehmen.

Deshalb fordert die Baumschutzgruppe Düsseldorf vor das Wahl, das Thema „Baumrecht vor Baurecht" endlich in der Politik zu verankern und praktisch umzusetzen. Diese Forderung, unterstützt von vielen Initiativen, wurde in einem Schreiben an die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz und die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW, Ina Scharrenbach gerichtet.

 

 

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Baumerhalt vorrangige Voraussetzung bei
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Die Baumschutzgruppe und ihre Unterstützer sind überzeugt, dass in Anbetracht des Klimawandels schnell etwas geschehen muss. Sie fordern einen ministeriellen Erlass für den Schutz und Erhalt von Stadtbäumen, egal ob auf Bundes- oder Landesebene. Auf eine Gesetzesänderung zu hoffen, würde viel zu lange dauern. Diese Ansicht unterstützt der Weltklimarat (IPCC) in seinem aktuellen Sachstandbericht. Der IPCC schildern die Diskrepanz zwischen dem Wissen über den Klimawandel und den tatsächlichen Maßnahmen. Er bezeichnet das Ignorieren der Klimakrise als „ständiges Überfahren von roten Ampeln.“ Mehr dazu: http://www.n-bn.eu/studien/

 

Die Baumschutzgruppe Düsseldorf verfolgt mit ihrer Initiative eine öffentliche und offene Diskussion einer Thematik, die alle Menschen in Deutschland (und auch weltweit)  angeht. Die Zeiten sind aufgrund des Krieges in der Ukraine, der weltweiten Corona-Pandemie und der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse durchaus herausfordernd. Viele Probleme kommen zusammen und sind nicht einfach zu lösen. Dennoch ist es unabdingbar,  die Natur und das Klima im Blick zu haben und endlich wirksame Maßnahmen umzusetzen. Baumfällungen sind häufig vermeidbar, das muss immer wieder und gerade in Zeiten der Wahl in den Fokus der Öffentlichkeit und der politischen Entscheider gerückt werden.

 

"Den Wäldern geht es schlecht", solche oder ähnliche Schlagzeilen prägen die aktuelle Situation. Auch der  erst kürzlich veröffentlichte Waldzustandsbericht enthält keine guten Nachrichten: Bundesweit müssen 380.000 Hektar Waldflächen neu aufgeforstet werden, weil die Bäume eingegangen sind durch Stürme, Dürre und Borkenkäfer. In NRW zerstörten die genannten Faktoren 12% der Waldfläche, das gab der Landesforstbetrieb Wald und Holz NRW mit Sitz in Münster bekannt. Zunehmende Hitzeperioden erschweren ein Aufforsten. Mit dem Pflanzen von Setzlingen ist es nicht einfach getan - viele Bäumchen werden wieder vertrocknen. Diese Situation macht den Erhalt von Bäumen in Stadt und Wald noch wichtiger als in den Jahren zuvor, in denen der Wald noch gesund und "funktionsfähig" war und das Klima keine extremen und andauernden Hitzeperioden aufwies.

 

Die Menschen in NRW haben im Mai die Wahl zwischen einem weiter wie bisher oder einem Neustart in Sachen Baum- und Waldschutz. Angesichts der bevorstehenden Landtagswahl besteht jetzt für die Bürger die Chance, ein klares Zeichen für den Naturschutz zu setzen und dem ständigen "Überfahren der Roten Ampel" vor den Folgen des Klimawandels ein Ende zu setzen.

 

 

Foto: Andrea Vogelgesang "Baumschutzgruppe Düsseldorf"
Foto: Andrea Vogelgesang "Baumschutzgruppe Düsseldorf"