RLP Neustadt/Weinstraße: Verantwortungsvoller Baumschutz Fehlanzeige!

Die BBIWS berichtet gelegentlich auch zu erschreckend unsensiblen Maßnahmen, die Baumfällungen in Zeiten dringend notwendiger Hitzeschutzkonzepte für die Bürger in den Kommunen betreffen. Ein solches Beispiel liegt aktuell in Neustadt/Weinstraße vor. Hier stehen alte Platanen auf dem Bahnhofsvorplatz, die große Flächen beschatten und ein Beispiel für die Schönheit alter Bäume im städtischen Raum sind. Jeder weiß inzwischen, wie mühselig die Pflanzung neuer Bäume in Sachen Bewässerung durch zunehmende Hitzeperioden ist und wie lange es dauert, bis solche Bäume wieder zu echten Schattenspendern werden. Von daher ist die Erhaltung noch vorhandener Baumriesen vordringliche Aufgabe der Stadtplaner.  Dass es Investoren nicht für nötig erachten, sich aktiv an solchen Erhaltungsmaßnahmen zu beteiligen, zeigt erschreckende Planungskälte. Denn in der Sache gibt es kein "unmöglich" - architektonische Konzepte zeigen weltweit, wie leicht es ist, Bäume schützend zu integrieren, so man es will. Während in ganz Deutschland die Menschen in die Wälder eilen, um Bäume zu pflanzen oder ihre Gärten im Kimawandel umzugestalten, vermisst man hier jegliches "Umdenken" in Sachen Versiegelung und fehlende Kühlung von Stadtflächen. Jungbäume können diese Aufgabe nicht annährend erfüllen. Lesen Sie den Bericht von Neustadter Bürgern, die dringend um Unterstützung bitten:

 

Unsere drei prächtigen Platanen am Bahnhofsvorplatz sollen gefällt werden!

 

Am westlichen Rand des Bahnhofsvorplatzes in Neustadt stehen drei ca. 65 Jahre alte Platanen, die akut durch den Hotelinvestor Hans Sachs, Kaiserslautern (SAKS Urban Projects) von der Fällung bedroht sind, Sachs will hier ein Hotel errichten, die Vorbereitungsarbeiten für die Baustelle

haben bereits begonnen. Meine Frau und ich hatten bereits vor fast vier Jahren an die Stadt Neustadt appelliert, die Bäume zu erhalten, leider erfolglos.

 

Die Stadt hat schon vor einigen Jahren das Grundstück, auf dem die Bäume stehen, verkauft (damals an eine Investorengruppe mit DWB, Abraxas, etc.), mit der Auflage, dass der Rand zum Platz hin baulich geschlossen wird. Zu dieser Planung gab es einen Bauvorbescheid, auf den sich dann, nachdem das DWB/Abraxas-Projekt nicht zustande kam, der neue Investor, Sachs aus Kaiserslautern, stützen konnte.

 

Uns ist nicht bekannt, dass die Stadt sich bemüht hätte, die Bäume als vorhandenen Bestand in eine Planung zu integrieren. Das heißt, die Stadt hat damals schon in unverzeihlicher Weise auf den Erhalt der Bäume verzichtet.

 

In einem Gespräch mit Herrn Baldermann (Umweltabteilung der Stadt NW) äußerte sich dieser 2019, dass er keinen Handlungsbedarf für seine Abteilung gesehen habe. Das Umweltamt als Untere Naturschutzbehörde sollte lediglich im Zuge eines bevorstehenden Bauantragsverfahrens einbezogen werden, aber auch nur, um das bestehende Baumkronen-Volumens zu quantifizieren, für eventuelle Ausgleichsmaßnahmen.

 

Die Frage heute ist:

 

Durfte die Stadt Neustadt ("Stadt der Demokratie") überhaupt, ohne jegliche Beteiligung der Bürger und ohne vorheriges Naturschutz- oder Umweltgutachten, die Bäume zum Fällen freigeben?

 

Wie passt dies zur eben erst aufgestellten Baumfördersatzung der Stadt?

 

Wie passt das zum gerade erhaltenen Zuschlag für die Landesgartenschau?

 

Wie passt es zum ständig propagierten Klimaschutz, zum erst kürzlich erklärten Ziel, die Feuchtigkeit in der Stadt zu erhöhen (Stichwort "Schwammstadt")?

 

Dieser prächtige Baumbestand läge in jeder anderen Stadt unter Bestandsschutz. Wie viele Bäume dieser Größe und diesen Alters gibt es überhaupt noch in Neustadt ?

 

Die Bäume sind an dieser prominenten Stelle stadtbildprägend. Sie sind auch durchaus raumbildend, was den Platz als Stadtraum angeht. Es geht hier nicht nur um eine Quantität an Naturgrün, sondern um eine große ästhetische, atmosphärische und städtebauliche Qualität am Eingang zur Touristenstadt Neustadt.

 

Würde der Hotelneubau auch nur ein Stück kleiner ausfallen, könnte hier, als Gebäudeabschluss, unter Bäumen, vis-vis vom viel frequentierten Saalbau, eine 1 A - Außengastronomie entstehen, ein Standort, von dem jeder Hotelbetreiber nur träumen kann!

 

Wir appellieren an alle, denen Neustadt und diese Bäume am Herzen liegen, sich bei der Stadt Neustadt, bei den Parteien, bei der Rheinpfalz, oder an sonstiger Stelle für deren Erhalt einzusetzen, bevor es zu spät ist! Die regionale Zeitung "Die Rheinpfalz" hat bislang eine Berichterstattung abgelehnt.

 

Und bitte, lassen Sie sich nicht durch Sätze wie "Es ist schon alles beschlossen" abwimmeln.

 

Christoph u. Christine Rothschuh, Neustadt