Reihe: Schwerpunktthemen zum Neuen Bundeswaldgesetz, Teil 1
Aktuell steht die Novellierung des seit 1975 bestehenden Bundeswaldgesetzes auf der politischen Tagesordnung. Die Ergebnisse des zuletzt veröffentlichten Waldzustandsberichts bestätigen den von Jahr zu Jahr schlechter werdenden Zustand des Waldes. Der bisher besonders ausgeprägte Fokus auf die Belange der Forstwirtschaft im bisher geltenden Bundeswaldgesetz sowie die heute nach wie vor gelebte „gute fachliche Praxis“ müssen deshalb kritisch hinterfragt werden. In der Neufassung des Bundeswaldgesetzes muss in Zukunft der Schwerpunkt auf die Erhaltung und Weiterentwicklung des Waldökosystems gelegt werden.
Die Belange der Forst- und insbesondere der Holzwirtschaft sind damit als zweitrangig einzustufen. Ein wesentlicher Punkt, der aktuell immer wieder diskutiert wird, ist die Nutzung des Holzes und dabei insbesondere die Beurteilung ob die Verbrennung von Holz klimaneutral ist.
Zur Beurteilung der Frage, ob das Verbrennen von Holz tatsächlich klimaneutral ist, sollte zunächst geklärt werden, welche CO₂ -Emissionen bei der Verbrennung von Holz freigesetzt werden und wie sich die Verbrennung von Holz auf die CO₂ -Bilanz der Wälder auswirkt.
Verbrennung von fossilen Brennstoffen (CO₂ -Bilanz)
Bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen ist der Zeitpunkt bzw. Zeitraum der Verbrennung entscheidend. Denn genau während des Verbrennungsvorgangs entstehen die festen und gasförmigen Verbrennungsprodukte. Bei der Verbrennung spielen dabei verschiedene Parameter eine entscheidende Rolle. Dies sind beispielsweise die Verbrennungstemperatur, der Sauerstoffgehalt der Verbrennungsluft, aber auch die chemische Zusammensetzung der Brennstoffe.
Ein Vergleich der CO₂ -Emissionen bei der Verbrennung verschiedener fossiler Brennstoffe pro erzeugter kWh ergibt folgendes Bild:
CO₂ -Emissionen pro erzeugter kWh:
1) Holz: 0.39 kg CO₂ / kWh;
2) Braunkohle: 0.36 kg CO₂ / kWh;
3) Steinkohle: 0,34 kg CO₂ / kWh;
4) Heizöl: 0,28 kg CO₂ / kWh;
5) Flüssiggas: 0,23 kg CO₂ / kWh;
6) Naturgas: 0,20 kg CO₂ / kWh;
Aus diesem Vergleich der CO₂ -Emissionen wird deutlich, dass die Verbrennung von Holz gegenüber weiteren fossilen Brennstoffen nicht klimaneutral ist. Ein Vergleich mit Kohle zeigt, dass bei der Holzverbrennung je erzeugter Energieeinheit sogar mehr CO₂ erzeugt wird. Ergänzend kommt hinzu, dass auch bei der Verbrennung von Holz verschiedene Luftschadstoffe wie beispielsweise Feinstaub, Stickstoffoxide (NOx) und Ruß freigesetzt werden.
Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass bei der großtechnischen Verbrennung von Kohle, Öl oder Gas ebenfalls Luftschadstoffe, wie Staub, Schwefeloxide oder Stickstoffoxide freigesetzt werden. Diese Luftschadstoffe werden aber durch bewährte und hocheffiziente Rauchgasreinigungsanlagen, wie Elektro-/Gewebefilter, Rauchgasentschwefelungsanlagen oder NOx -Katalysatoren weitestgehend entfernt.
Auswirkungen auf die Waldökosysteme (Ökobilanz)
Ein weiterer in diesem Zusammenhang ganz entscheidender Punkt ist die umfangreiche Holzentnahme aus dem Wald mit der damit unmittelbar einhergehenden Reduzierung der Funktion des Waldes als CO₂-Senke. Jeder Baum, der heute gefällt wird, verliert sofort seine Fähigkeit CO₂ zu binden. Auf der anderen Seite dauert es Jahrzehnte, bis die wieder aufgeforsteten Bäume eine gleichwertige Fähigkeit der CO₂-Bindung erreichen.
Auf der Basis der Bundeswaldinventur gilt die Faustformel: Ein Hektar Wald speichert pro Jahr über alle Altersklassen hinweg ca. 10 – 12 t CO₂. Ein Festmeter bzw. Kubikmeter Holz hat rund 1 t CO₂ gespeichert. Eine Buche bindet pro Jahr ca. 12,5 kg CO₂.
Damit müssten ca. 80 Buchen neu gepflanzt werden, um jährlich 1 t CO₂ durch diese Bäume wieder zu kompensieren. Dabei ist aber zu beachten, dass diese Bäume in den ersten Jahren nach der Pflanzung eher geringe Biomassevorräte anlegen, wodurch die Funktion als CO₂ -Senke erst nach Jahrzehnten zeitverzögert wirksam wird.
Ein Blick auf die Rangliste der Bäume, bewertet nach ihrer CO₂ -Aufnahme ergibt folgendes Bild:
1. Buche (Rotbuche, Hainbuche, Blutbuche), Kastanie, Kirsche, Linde;
2. Eiche, Ahorn, Esche, Ulme, Robinie;
3. Kiefer (Schwarzkiefer, Waldkiefer), Lärche;
4. Fichte, Tanne (Nordmanntanne, Weißtanne), Douglasie;
Damit wachsen beispielsweise in einem durchschnittlichen Buchenwald pro Hektar und Jahr ca. 9 Kubikmeter Holz heran. Dabei werden von den Buchen (einschließlich des Wurzelbereichs) ca. 12 t CO₂ pro Hektar und Jahr gebunden.
Hinzu kommt eine Aussage vom „Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit“ (Universität Hamburg), wonach alte Bäume im letzten Viertel ihres Lebens zwischen 39% und 50% ihres gesamten Kohlenstoff - Anteils aufnehmen.
Laubwälder produzieren jedes Jahr ca. 15 t Sauerstoff pro Hektar, wogegen Nadelwälder ca. 30 t Sauerstoff pro Hektar und Jahr produzieren. Eine 150 Jahre alte Buche produziert täglich ca. 11.000 Liter Sauerstoff.
Nutzung des Holzes als Brennstoff
Bei der Nutzung des Holzes als Brennstoff wird bevorzugt Laubholz gegenüber Nadelholz verwendet. Die Begründung dafür liefert insbesondere der Brennwert der jeweiligen Holzart.
Brennwerte (Auswahl) im Vergleich (in Kilowattstunde pro Raummeter)
Ø Eichenholz: 2100 kWh/rm
Ø Buchenholz: 2100 kWh/rm
Ø Kiefernholz: 1700 kWh/rm
Ø Fichtenholz: 1500 kWh/rm
Ø Tannenholz: 1400 kWh/rm
Nadelholz ist gegenüber Laubholz harzhaltiger, was mit einer zusätzlichen Rußbildung bei der Verbrennung verbunden ist. Darüber hinaus hat Nadelholz eine kürzere Brenndauer.
Auf der Basis der Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) wird ca. die Hälfte des genutzten Holzes zur Energieerzeugung durch Verbrennung verwendet. Verursacht durch die zuletzt dramatisch gestiegenen Energiekosten wächst auch die Nachfrage nach Holzpellets. Diese Holzpellets werden zunehmend in Kraftwerken verbrannt, die von Kohle auf Holz umgerüstet wurden. Die steigende Nachfrage nach Holz verursacht damit zusätzlichen Druck auf die heimischen Wälder. Aber auch internationale Waldökosysteme sind durch die steigende Nachfrage nach industrieller Holzbiomasse bedroht, was wiederum zu weiteren großflächigen Waldrodungen führt.
Nutzung des Holzes als Bau- und Konstruktionsholz
Im Bauwesen ist die Fichte die am meisten verwendete Holzart, gefolgt von weiteren Nadelhölzern. Die Vorteile dabei sind neben der sehr guten Bearbeitbarkeit das geringe Gewicht und die hohe Elastizität, darüber hinaus schwindet das Fichtenholz mäßig und besitzt nach sorgfältiger Trocknung eine hervorragende Stabilität. Das Holz der Douglasie besitzt gute technologisch-mechanische Eigenschaften sowie für Nadelhölzer eine gute natürliche Lebensdauer. Kiefernholz wird als witterungsbeständiges Holz, resistent gegen Schädlinge und Pilze, ebenfalls im Baubereich eingesetzt. Die Verwendung des Holzes für Dachbalken, Bretter oder Möbel hat eine positive CO₂ -Bilanz, da der Kohlenstoff über einen langen Zeitraum gebunden wird. Die darauf basierende „Kaskadenlösung“, wonach diese Holzprodukte am Ende ihrer Lebensdauer verbrannt werden, ist ebenfalls positiv zu bewerten.
Fazit
Verursacht durch die erheblich gestiegenen Energiekosten auf der Basis der bisherigen fossilen Brennstoffe wie Gas, Öl oder Kohle gewinnt das bei vielen Bürgern bisher als Brennstoff für ihre Kaminöfen verwendete „Nischenprodukt“ Holz zunehmend an Bedeutung. Die Förderung der Holzverbrennung durch umfangreiche Subventionen und insbesondere die Einstufung von Holz als „erneuerbaren Brennstoff“ haben zudem eine geradezu „katalytische Wirkung“.
Bei der Verbrennung des fossilen Brennstoffs Holz wird in erheblichem Maße CO₂ freigesetzt, aber mit der Konsequenz, dass dadurch gleichzeitig zusätzlich große Waldbestände mit der wichtigen Funktion als CO₂-Senke reduziert werden. Der Faktor Zeit spielt dabei eine entscheidende Rolle. Denn es kann gar nicht so viel Holz über Jahrzehnte nachwachsen, was in kurzer Zeit verbrannt wird.
Der Einstieg in die großtechnische Holzverbrennung in Kraftwerken vergrößert zudem den Bedarf an Holz nochmals erheblich. Bereits heute wird sichtbar, dass die großzügigen Subventionen einen erheblichen Einfluss auf die Umrüstung von Kohlekraftwerken und die Holzverbrennung haben. Nicht nur in Deutschland expandiert die Umrüstung von Kohlekraftwerken auf eine industrielle Holzbiomasse-Energieerzeugung. Denn auch Beispiele wie das „Drax-Kraftwerk“ im nordenglischen Yorkshire, wo pro Jahr sieben Millionen Tonnen Holzpellets verbrannt werden, bestätigen diesen Trend. Hinzu kommt, dass für einen stabilen und kontinuierlichen Kraftwerksbetrieb zusätzlich noch Holz importiert werden muss (z.B. aus USA, Kanada, Rumänien, baltische Staaten, etc.).
Ein kritischer Blick auf die für die „erneuerbaren Energien“ definierten Vorteile wie
- „deutlich geringere Emissionen als konventionelle Energieträger“ und
- „geringere Abhängigkeit von Energieimporten“
zeigt, dass diese für die Verbrennung von Holz nicht zutreffen.
Die großtechnische Verbrennung von Holz bietet damit sowohl hinsichtlich der CO₂-Bilanz als auch der Öko- und Energiebilanz keine entscheidenden umweltrelevanten Vorteile. Hinzu kommt, dass die Energieeffizienz und der Brennstoffausnutzungsgrad gegenüber herkömmlichen fossilen Energieträgern noch ein deutliches Verbesserungspotenzial aufweisen.
Herbert Fahrnbauer (BBIWS-Bayern)