RLP: WKA im Wald - Offener Brief an Ministerin Eder

23.03.2024

RLP: Offener Brief der Bürgerinitiative Walderhalt in Neustadt an das

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität

Ministerin Eder                                                        

 

 

Sehr geehrte Frau Ministerin Eder,

 

ich hoffe, Sie nehmen sich die Zeit und lesen diesen Brief.

Vor nicht allzu langer Zeit haben Sie festgestellt und dies auch gegenüber den Medien geäußert, dass unsere Wälder sich in einem besorgniserregenden schlechten Zustand befinden und als Patient zu behandeln sind.

 Aus diesem Grunde ist es vollkommen unverständlich, dass noch einigermaßen vitale Waldgebiete der Pfalz und des Pfälzerwaldes durch bauliche Maßnahmen zerstört werden sollen, um Windindustrieanlagen aufzustellen.

 

Die allgemeine Behauptung, nur Windindustrieanlagen (WIA) könnten unsere Wälder retten, weil sie angeblich klimaneutralen Strom produzieren, ist unzutreffend. Um Windindustrieanlagen in Waldgebiete zu bauen werden Natur- und Artenschutzgesetze missachtet oder zum großen Teil ganz außer Kraft gesetzt und dem, von Herrn Habeck ausgerufenen, sogenannten überragenden öffentlichen Interesse schonungslos untergeordnet.

 

Diese momentane Energiepolitik vermittelt nicht den Eindruck, als würden Standorte für Windindustrie – und Photovoltaikanlagen kritisch geprüft. Es erscheint eher wie eine willkürliche Zuteilung von Flächen, um vorgegebene Ziele ohne Rücksicht auf Verluste zu erreichen.

 

Hektarweise werden Wälder und Wirtschaftsforste abgeholzt und gerodet. Diese Waldgebiete, Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten, nehmen jährlich mehrere tausende Tonnen CO2 auf, speichern den Kohlenstoff und geben den Sauerstoff an die Atmosphäre ab. Entwaldete Flächen können das nicht mehr. Im Gegenteil, der jetzt ungeschützte Waldboden emittiert den Kohlenstoff. In Verbindung mit Sauerstoff ergibt das mehrere tausende Tonnen Kohlendioxyd.

 

Zusätzlich werden durch den Transport der tonnenschweren Lasten zum Stellplatz der Anlagen die Böden noch verdichtet und somit versiegelt. Dadurch kann kein Wasser mehr aufgenommen und gespeichert werden. Diese verheerenden Eingriffe in die Ökosysteme richten katastrophale Schäden an und zerstören die Ökosystemleistungen. Das beschleunigt den Klimawandel und zieht in Zukunft unabsehbare Folgen nach sich. Somit ist die Behauptung der klimaneutralen und naturverträglichen Stromproduktion unzutreffend.

 

Allein der Import der Rohstoffe, aus Ländern wie Südafrika, Brasilien, Kolumbien, den USA usw. setzt schon jede Menge Treibhausgase frei, ebenso die Produktion, der Auf- und Rückbau dieser Windindustrieanlagen.

 

Stimmen, welche die momentane Energiepolitik auf Naturflächen als klima- und umweltschädigend einstufen und die Vorgehensweise kritisieren, werden nicht gehört. Dagegen werden für die Investoren und die Befürworter dieser Pläne durch die EEG großzügig Freiräume geschaffen, welche immer gigantischere, naturzerstörende Ausmaße annehmen.

 

Obwohl große Teile des Pfälzerwaldes als Biosphärenreservat unter Schutz stehen, wird er durch die momentane Energiepolitik teilweise als Windvorranggebiet ausgewiesen. Der Pfälzerwald gehört jedoch, laut Windatlas, zu den windschwächeren Regionen Deutschlands und hat im Jahresdurchschnitt Windgeschwindigkeiten von 5-7 m/s aufzuweisen was bei einer 5 MW Schwachwindanlage ein Leistungsvermögen von nicht einmal 30% erbringt.

 

Es ist schon erschreckend und empörend, welche Umweltverbrechen die Politik im Rahmen der Energiewende zulässt und fördert. Die Bevölkerung wird mit sehr fraglichen „Informationen der notwendigen Energiewende“ beruhigt, um die naturzerstörerischen Maßnahmen zu rechtfertigen.

 

Um es noch einmal deutlich zu formulieren:

Wälder, Wiesen und Moore, also sämtliche Ökosysteme, sind riesige CO2 Speicher, die geschützt, erhalten und erweitert werden müssen, da sie uns Klimastabilität geben können. Überdies verfügen sie noch über viele andere wichtige Funktionen, die unser Leben positiv beeinflussen.

 

Windkraft- und Photovoltaikanlagen allein werden in Zukunft den Klimawandel nicht aufhalten, wenn fehlende Ökosysteme das Kohlendioxyd nicht mehr kompensieren.

 

Mit besorgten Grüßen

 

Horst Schikora

Bürgerinitiative Walderhalt

 

Mitglied in der BBIWS

(Bundesbürgerinitiative Waldschutz)

und der Bürgerinitiative Waldwende Jetzt